Samstag, 27. Mai 2017

Theater hat auch Schauspieler, die bezahlt werden.

Der Intendant des Heilbronner Theaters, Axel Vornam, hat in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass er die Einstiegsgage für Anfänger auf 2300 Euro erhöhen wird. 

Einerseits müsse die sozialpolitisch nicht haltbare Gehaltsungerechtigkeit zwischen den künstlerisch Beschäftigten, die über den Normalvertrag Bühne (NV Bühne) angestellt sind, und den über den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TvöD) Angestellten im Bereich Technik und Verwaltung zügig ausgeglichen werden. Zum anderen muss auch der wesentliche Beitrag von Schauspielern und anderen künstlerisch Beschäftigten am Erfolg des Hauses angemessen gewürdigt werden. Diese Veränderungen sind umso dringlicher, als gerade in den Großstädten die Lebenshaltungskosten enorm steigen und es für junge Talente wieder attraktiv werden muss, sich für mehr als nur eine Spielzeit an ein Theater zu verpflichten.

Einige andere Theater haben diese Erhöhung auch eingeführt und es nur nicht öffentlich gemacht, aber an vielen Häusern bleibt es bei 1850 Euro Gage für Berufseinsteiger.  
Bei diesem gesetzlich festgelegten Anfängergehalt geht ein junger Schauspieler, eine junge Schauspielerin mit circa 1290,00 Euro in den nächsten langen Monat.

Das durchschnittliche Einstiegsgehalt von Hochschulabsolventen in NRW lag 2016 bei rund 3500 Euro, das einer Sekretärin im öffentlichen Dienst bei 2400.
 
Kurz vor jedem Gehaltstag konnte ich die Rostocker Absolventen des öfteren beim Einkauf von Spaghetti und Ketchup, der Notration, beobachten. Warum diese erhebliche Diskrepanz? Ist der Hochschulabschluß eines Schauspielers weniger wert, als der eines, sagen wir, Biologen? Ist der Mehrwert, den er produziert, weniger wert?
Der Spieler hat unzählige Stücke gelesen und darüber nachgedacht und sie diskutiert, ich gehe hier vom Idealfall aus. Er hat seinen Körper trainiert, seine Atmung, seine Stimme, hat Verslehre studiert und Gesellschaftstanz und Fechten und die Dramaturgien der letzten Jahrhunderte. Er weiß viel über die Antike und Shakespeare und Moliere. Er stellt sich dem Risiko des leeren Raumes, wie mein imaginärer Biologe seiner Versuchsreihe. Er hat ungemütliche Arbeitszeiten und auf längere Sicht nur geringe soziale Absicherung, letzteres gilt allerdings auch für den Biologen. Er hat viele Umzüge vor sich, von Theater zu Theater oder von Gastvertrag zu Gastvertrag.
Ja, manche Schauspieler sind Faulenzer, Blender, aber solche gibt es sicher auch bei den Biologen. Die meisten in beiden Professionen sind hart Arbeitende, wahrhaft Liebende und sollten fair bezahlt werden.

http://www.ensemble-netzwerk.de/about/ueber-uns.html
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3 Kommentare:

  1. Endlich, ich habe mein Berufsleben mit Angst gelebt, wird man mir die Wohnung wegnehmen, weil ich mal wieder beim Sozialamt stehe, Theater und zwei Kinder alleinerziehend ohne Alimente, das soll mal einer nachmachen! Ich habe damals am deutschen Theater Berlin mit 552,80 Mark der DDR auf die Hand als Diplom Bühnen- und Kostümbildnerin angefangen, die Miete war 50 Mark, für ein Zimmer Hinterhaus Kloo halbe Treppe mit 4 Parteien, die Wohnung zu Hause mußte ich halten, der Zug hat auch gekostet,der Wein zuletzt 12 Mark die furchtbar gepanschten Österreicher... ergo null blieb übrig. Das ist bis heute so, Null übrig. Selbst 2013 habe ich als Stundensatz 2,50€ mal errechnet. Heute habe ich 600€ Rente. Aber ein tolles Leben gehabt mit Passion und Leidenschaft, Keiner erinnert sich mehr, aber das macht nichts, ich trage die vielen tollen Theaterabende in mir und langweile mich heutzutage manchmal sehr, leider ist das nicht als Bodensatz Bestand, sondern Jeder erfindet das Fahrrad neu, schade. Ich finde es genial, dass endlich mal Einer bemerkt, das das künstlerische Personal absolut unterbezahlt ist gegenüber Technik und Verwaltung! Bravo, hat aber gedauert! Ganz großes Lob!

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  2. Und zusätzlich geht vom Brutto noch der Beitrag für die Bayrische Versicherung weg. So bleiben wohl kaum 1290 Netto.

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  3. Obwohl der Beitrag zur Bayrischen wohl der Lohnendste ist auf lange Sicht.

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