Samstag, 21. Januar 2017

Das Opfer - Ein moderner Archetyp

Mir ist kein Opfer zu groß, das die anderen für mich tun können.
Schwäbisches Sprichwort 

 
Mir scheint, dass sich immer mehr Menschen lautstark als Opfer der Umstände, der Anderen überhaupt, oder einer Gruppe Anderer oder halt der "da oben" definieren und damit ihre Aggressionen, ihre Rachegelüste, ihren Neid, ihre Mißgunst, ihre Selbstüberschätzung rechtfertigen.  
X oder Y oder Z sind schuld daran, dass es uns schlecht geht oder zumindest nicht so gut, wie es uns zusteht, und deshalb dürfen, ja müssen wir sie hassen, bekämpfen, ausschließen.
Amerika hat allen alles gegeben und hat nun das Recht nur noch an sich zu denken. "Amerika first!"* 
Wir Deutsche sind Opfer ihrer uns von den Siegern aufgezwungenen Schuldkultur und müssen deshalb "eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad"** vollziehen, um wieder zu werden, was wir einst waren, ein wohlhabendes, friedfertiges Volk von Dichtern und Denken. 

So kann es, so darf es und so wird es nicht weiter gehen, liebe Freunde. Es gibt keine moralische Pflicht zur Selbstauflösung. Die gibt es nicht. Im Gegenteil, es gibt die moralische Pflicht, dieses Land, diese Kultur, seinen noch vorhandenen Wohlstand und seine noch vorhandene staatliche Wohlordnung an die kommende Generation weiter zu geben, das ist unsere moralische Pflicht. Wenn wir eine Zukunft haben wollen und wir wollen eine Zukunft haben und immer mehr Deutsche erkennen, dass auch sie eine Zukunft haben wollen, dann brauchen wir eine Vision. Eine Vision wird aber nur dann entstehen, wenn wir uns wieder selber finden, wenn wir uns wieder selbst entdecken. Wir müssen wieder wir selbst werden. Selber haben werden wir uns nur, wenn wir wieder eine positive Beziehung zu unserer Geschichte aufbauen... wir brauchen eine lebendige Erinnerungskultur, die uns vor allen Dingen und zu aller erst mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Berührung bringt.
Björn Höcke 17.01.2017

Wenn ich schon das Wort Altvordere höre, schwillt mir der Kamm. Wer war denn das bitte? Wiki sagt: Altvordere oder Altvordern (mittelhochdeutsch altfordero, später ouldvorderen; niederländisch oudtvoirdern) bezeichnet alle Vorfahren (Ahnen), die den noch Lebenden vorausgingen. 
Alle? Alle unsere Ahnen und ihre großartigen Leistungen? Goethe, der Autor des Hexenhammers, Büchner, Lothar von Trotta, Herero-Massenmörder, Bach, Eichmann, Marx, Haarmann?
Wir tun uns schrecklich leid und zermöbeln schluchzend und selbstgerecht das Recht des jeweils anderen auf Empathie. 
Solidarität, Kooperation, Integration werden zu irgendwie schmuddeligen Wörtern, die Schwäche suggerieren.

Ich bin Amerikaner, Deutscher, Türke, Jude, Muslim, links, rechts, wertkonservativ, ehemaliges Stasi- oder jetziges AfDmitglied, ich bin sensibel, ich bin eine Frau, ich bin transgender, ich bin schwul, ich bin vegan. Kurz ich bin arm dran. Ärmer dran als X, Y und Z, obwohl ich besser, edler, schlauer, besonderer bin. Und da darf ich doch wohl X, Y oder Z mal kurz und kräftig in die Schnauze hauen. Das ist doch einsehbar und nur gerecht

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Maximilian Zirkowitsch, SPÖ-Bezirksratskandidat, übt mit Satireprojekt Kritik am Wahlkampf Wien – Mit einer ungewöhnlichen Kampagne auf Facebook und Twitter versucht Maximilian "#bezirkowitsch" Zirkowitsch (SPÖ) Stimmen bei den Wahlen in Wien für die SPÖ zu gewinnen. "Als Mann des Volkes spreche ich Volkes Sprache", lässt er auf Facebook wissen. Seine Aufforderung zur Stimmabgabe lautet daher: "Fünfhaus, du Opfa, gib Stimme!" - derstandard.at/2000022233577/Du-Opfa-gib-Stimme
Maximilian Zirkowitsch, SPÖ-Bezirksratskandidat, übt mit Satireprojekt Kritik am Wahlkampf Wien – Mit einer ungewöhnlichen Kampagne auf Facebook und Twitter versucht Maximilian "#bezirkowitsch" Zirkowitsch (SPÖ) Stimmen bei den Wahlen in Wien für die SPÖ zu gewinnen. "Als Mann des Volkes spreche ich Volkes Sprache", lässt er auf Facebook wissen. Seine Aufforderung zur Stimmabgabe lautet daher: "Fünfhaus, du Opfa, gib Stimme!" - derstandard.at/2000022233577/Du-Opfa-gib-Stimme
Maximilian Zirkowitsch, SPÖ-Bezirksratskandidat, übt mit Satireprojekt Kritik am Wahlkampf Wien – Mit einer ungewöhnlichen Kampagne auf Facebook und Twitter versucht Maximilian "#bezirkowitsch" Zirkowitsch (SPÖ) Stimmen bei den Wahlen in Wien für die SPÖ zu gewinnen. "Als Mann des Volkes spreche ich Volkes Sprache", lässt er auf Facebook wissen. Seine Aufforderung zur Stimmabgabe lautet daher: "Fünfhaus, du Opfa, gib Stimme!" - derstandard.at/2000022233577/Du-Opfa-gib-Stimme 

To Germany
You are blind like us. Your hurt no man designed,
And no man claimed the conquest of your land.
But gropers both through fields of thought confined
We stumble and we do not understand.
You only saw your future bigly planned,
And we, the tapering paths of our own mind,
And in each other's dearest ways we stand,
And hiss and hate. And the blind fight the blind.
When it is peace, then we may view again
With new-won eyes each other's truer form
And wonder. Grown more loving-kind and warm
We'll grasp firm hands and laugh at the old pain,
When it is peace. But until peace, the storm,
The darkness and the thunder and the rain.

An Deutschland
 Ihr seid blind wie wir. Euren Schmerz hat kein Mensch geplant,
Und kein Mensch hat die Eroberung eures Landes geplant.
Aber gierige Grapscher, durch Gedankengebäude eingeengt,
Stolpern wir und wir verstehen nicht.
Ihr habt nur eure Zukunft gesehen, groß geplant,
Und wir, die sich zuspitzenden Pfade unseres Geistes,
Und wir stehen einander im liebsten Weg,
Und zischen und hassen. Und die Blinden bekämpfen die Blinden.
Wenn Frieden ist, werden wir unsere wirklichen Formen
wieder sehen können mit neu gewonnenen Augen
und uns wundern. Liebender und herzlich
Werden wir feste Hände greifen und über alten Schmerz lachen.
Wenn Frieden ist. Aber bis zum Frieden, der Sturm,
Die Dunkelheit und der Donner und der Regen.

Der Dichter Charles Hamilton Sorley (Jg. 1895) wuchs in Cambridge auf, Anfang 1914, ehe er sein Studium in Oxford aufnahm, reiste er für einige Monate nach Deutschland. Während eines Gastsemesters an der Universität Jena überraschte ihn der Ausbruch des Krieges. Nach kurzer Internierung in Trier gelang Sorley die Rückkehr nach Großbritannien. Sofort trat er als Offizier dem Suffolk Regiment bei. SeineErfahrungen ließen ihn nicht in das allgemeine Kriegsgeheul seiner Generation einstimmen und seine hohe Meinung über Deutschland machte es ihm unmöglich, den Feind zu hassen.Im September 1915 nahm Sorley, zum Hauptmann befördert an der Schlacht bei Loos teil. Eine deutsche Kugel tötete ihn am 13. Oktober 1915.

Opfer ist wie die meisten Wörter mit pf ein Fremdwort. Es ist abgeleitet von lateinisch operari 'tätig sein', hier im Sinn von 'ein gutes Werk tun'. Die Bedeutung ist aber beeinflusst von dem ähnlichen offere 'darbringen'.
http://www.heinrich-tischner.de/22-sp/9sp-ecke/artikel/200/2008/08-04-22.htm

"Opfer" (auch "Opfa") wird in diesem Zusammenhang ohne Empathie für eventuell erlittenes Leid, sondern abwertend und verächtlich gebraucht. Der Begriff zielt auf Personen, die sich nicht ausreichend wehren können oder auf andere Weise Schwächen zeigen und allgemein nicht einem Konzept von harter, starker und wehrhafter Männlichkeit entsprechen. In diesem Sinn ist das Wort "Opfer" in etwa ein Synonym für Versager oder Loser. Der so Bezeichnete habe als Loser seine Randgruppenlage selbst verschuldet. 

* Donald Trump in der Rede zu seiner Amtseinführung
** Björn Höcke 17.01.2017 

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