Dienstag, 26. Januar 2016

Die periodische Zikade oder saubere Zähne in einem klugen Kopf


Bei meiner großartigen, sensiblen, geduldigen Zahnpflegerin, (Dafür muß es doch einen ordentlich wissenschaftlichen Ausdruck geben? Prophylaktikerin?) hängt ein großer Fernseher an der Decke, und während sie Zahnstein und Verfärbungen bekämpft und mein Mund sich in alle Himmelsrichtungen verzerrt und verzieht, schaue ich Tierfilme, heute einen über Periodische Zikaden, und fühlte keinen Schmerz!

17 Jahre liegen Zikaden-Larven etwa 30 Zentimeter unter der Erde und saugen aus Pflanzenwurzeln Saftnahrung, durchlaufen dabei 5 Larvenstadien, um dann, ich wiederhole nach 17 Jahren, alle binnen kürzester Zeit an die Oberfläche zu kriechen und wie eine hochgepeitschte Armee auf die umstehenden Bäume zu krabbeln, wo sie sich entlarven, entpuppen und in Massen als Jungzikaden mit weichen, noch flugunfähigen Flügeln wartend herumhängen. Die Flügel verfestigen sich alsbald und das aufgeregte Herumfliegen auf Partnersuche beginnt.
Die Männchen haben für das Anlocken geeigneter Partnerinnen Organe, die Tymbale (Trommelorgane) genannt werden und in etwa wie Minischlagzeuge funktionieren. Sie können sich auch zu Männerchören zusammenfinden, die Weibchen antworten ihnen mit Flügelschnalzen, ein Duett entsteht, und... Sex findet statt.
Während dieser Phase fallen allerdings auch riesige Mengen der fortpflanzunsorientierten Insekten hungrigen Vögeln, Nagern und anderen Tieren zum Opfer. In der Tierwelt des amerikanischen Ostens, nur dort kommt diese Zikadenart vor, muß diese zyklische Freßorgie ein Mythos sein. Alles frißt und frißt bis es absolut nicht mehr kann. 
Die Zikaden, die entkommen, haben jetzt wenige Wochen Zeit, sich zu paaren, danach sterben die Männchen, und ihre Eier in selbstgebohrte Baumlöcher zu legen, nun sterben die Weibchen. All die toten Zikadenkörper düngen dann den Waldboden in einzigartiger Weise, es kommt zum Wachstumschub. 
Die Eier durchlaufen eine Embryonalphase von einigen Wochen, fallen auf den frischgedüngten Boden, graben sich ein und leben 17 Jahre unterirdisch bis zum nächsten Zikadenausbruch.
Letztendlich ist das nicht anders, als bei uns Menschen, nur das wir beim Herumfliegen noch allerlei Dinge tun, wie arbeiten, Dinge erfinden, Gedichte schreiben, Krieg führen etc. und wir dürfen nach der Fortpflanzung noch ein bisschen bleiben, um unsere Nachkommen aufzuziehen und weise zu werden oder dement. Und dann geht's ans Düngen!


https://de.wikipedia.org/wiki/Magicicada

1 Kommentar:

  1. Wenn bei greller, praller Sonne
    ihrer Töne sich entladen,
    sägend-singende Zikaden,
    Schläfer bangen um die Wonne
    ihrer Hitzesonnenpause:
    Träumen in verschlossenem Hause!

    A.G.

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