Montag, 28. Dezember 2015

Wohnungfinden in Berlin - 2

Beim Eingeben des Wortes "Wohnungfinden" hat die automatische Textkorrektur mehrmals versucht auf "Wohnungsfinanzierung" zu ändern. Hihihi!
Nur kurz: eine neue Wohnung im 20. Jahrhundert in Berlin heißt immer noch, dass die Telekom erst drei Wochen später kommt. Deutschland ist da etwas zurückgeblieben, scheint mir. Deshalb keine Posts bis (hoffentlich) zum 9. Januar. Das erste Mal in drei Jahren, dass ich so lang nicht schreibe - komisch, ungewohnt, irritierend.
Also einen guten Rutsch in dieses neue unbekannte Jahr!


Sonntag, 13. Dezember 2015

Wohnungfinden in Berlin - 1



Ich habe meine Wohnung gefunden!

Glückskind ich. Und ich weiß, dass ich zu den Glücklichen gehöre, die nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch noch wohlgestaltete Wände um sich herum haben.

Wohnungsbesichtigung, viele junge Menschen und ich - die Räume sind vollgestellt mit Möbeln, die fremd und falsch und albern sind. Aber ich stimme der Abstandssumme für doofe Zeugs zu, dass ich sicher nicht behalten werde. Denn die Maße, die Symmetrie, der Geruch stimmen. Am nächsten Morgen wird per Mail weiter gepokert, immer unter dem deckenden Mäntelchen von unverbindlichen Anfragen. Hin. Her. Ich benenne das, was gewollt wird beim Namen. Die Antwortpost ist klar und direkt. 
Bewerben. Warten. Warten. Warten. Den Zuschlag bekommen!
Dann sitzt man das erstemal in leeren weißen Räumen, leer bis auf das häßliche übernommene Mobiliar, das schnellstens entsorgt werden wird. Kleine Schönheitsfehler werden sichtbar, sie sind klein. 
Jungfräuliche Räume. Weiß, hoch, leer.
Am Montag kommen meine Sachen aus Rostock, wo ich sie vor 8 Jahren eingelagert hatte. Etwas wie ein gigantisches Weihnachtsfest des schlechten Gedächtnisses wird stattfinden. 

Der Hackesche Markt - meine neue Heimat. Er ist wahrhaft nach einem Herrn Hacke benannt, wie schön. Einen an der Hacke haben, ist dasselbe wie meschugge sein, blöde, bescheuert, eine Macke haben. 
Wiki sagt:
Das Gelände, auf dem sich der Platz heute befindet, war ursprünglich Sumpfland. Erst mit dem Abriss des Festungsgrabens ließ der Berliner Stadtkommandant Graf Hans Christoph Friedrich von Hacke um 1750 den Platz im Auftrag von Friedrich II. anlegen. Er wurde schnell als der Hackesche Markt bekannt, dennoch erfolgte erst am 23. Juli 1840 die offizielle Umbenennung.

Für den Ausbau Berlins ließ Friedrich II. 1750 die Festungsanlagen und das Spandauer Tor abreißen. Auf dem davorliegenden Sumpfgebiet wurden unter Leitung Hackes neue Häuser und Straßen gebaut, nebenbei entstand ein geräumiger Marktplatz. Zum Zeichen seiner absoluten Zufriedenheit und als Anerkennung von Hackes Diensten befahl der König, diesen Platz fortan Hackescher Markt zu nennen. Als Schmonzette wird die Errichtung dieses Platzes vor den Toren Berlins auch wie folgt erzählt: Graf Hacke war ein begeisterter Jäger, und in dieser Eigenschaft machte er die Bekanntschaft mit einem verletzten Keiler. Weil dem Jagdversessenen die Klinge seines Fangmessers abgebrochen war, konnte er das Wildschwein nicht erlegen. Als dieses auf ihn zuraste, setzte sich Hacke rücklings auf dessen Rücken und klammerte sich am Fell und am Schwanz fest. Keiler samt Reiter rasten nun durch das Unterholz und erst in der Gegend des Sumpfgebietes vor dem Spandauer Tor konnte Hacke sich von dem Tier lösen. Ohne Blessuren war er davongekommen, aber der König lachte ob dieses Jagdabenteuers Tränen. Er befahl seinem treuen Stadtkommandanten, den Platz seines Abwurfs zu entwässern und Häuser darauf bauen zu lassen. So soll der Hackesche Markt zu seinem bekannten Namen gekommen sein. Hacke wurde in der Gruft der Berliner Garnisonkirche, in unmittelbarer Nähe zum Hackeschen Markt, beigesetzt.


Auf die Kirche und den dazugehörigen Friedhof kann ich aus meinen Fenstern schauen.
Und am Eingang der Höfe ein Erinnerungschild für Jacob Hoddis, einem Mitbegründer des "Neuen Clubs", eines expressionistischen Cabarets oder Neopathetischen Cabarets:

"ICH HABE AM WANNSEE ROSEN GEPFLÜCKT
UND WEISS NICHT, WEM ICH SIE SCHENKEN SOLL"
 
JAKOB VAN HODDIS
MITBEGRÜNDER DES EXPRESSIONISTISCHEN NEUEN CLUB
AM 8. 11. 1909 IN DEN HACKESCHEN HÖFEN
DEPORTIERT UND ERMORDET VON DEN NATIONALSOZIALISTEN /
IM APRIL 1942 

Preussische und jüdische Geschichte meiner Stadt auf innigste verbunden, hier passe ich hin.

Der Hackesche Markt 1996!
https://www.youtube.com/watch?v=Vg4CNhC681M 

Erinnerungen: zu Zeiten der DDr, der Hackesche Markt war eine Ansammlung von grauen, massigen, heruntergekommenen Gebäuden. An der Ecke zur Oranienburger ein Laden für gebrauchte Kleidung, heute heißt das Second Hand Shop. Im ersten Hof ein Quergebäude, jetzt wieder in leuchtendem Blau gekachelt, damals nur noch vage erinnernd an einstige Schönheit, ein Probenstudio des Fernsehfunks der Deutschen Demokratischen Republik, ein sogenannter "Loft", riesig, kalt, feucht, verfallen. Aber um die Ecke auf der Oranienburger, ich glaube, jetzt ist dort ein Pizza-Restaurant, ein kleiner chaotischer Buchladen. Bücher gestapelt auf jeder vorhandenen Fläche, in allen Regalen, auf dem Boden, in jeder Ecke. Ein evangelischer Buchladen, die Besitzerin, Verkäuferin, Buchliebhaberin eine Frau nicht feststellbaren Alters mit ungekämmtem Haar und unmodischer Bekleidung und leuchtenden blauen Augen. Sie liebte Literatur und Theater! Und deshalb bekam ich, junge aufstrebende Schauspielerin am Deutschen Theater "Bückware, Bücher, die nicht zu haben waren und nur an Auserwählte unter dem Ladentisch mittels Bücken hervorgeholt wurde. Und so wanderte ich am Gagentag mit meiner braunen Geldtüte zu diesem Laden und verließ ihn um 100 Mark der DDR leichter und 10 bis 15 Bücher schwerer. Und viele dieser Bücher werde ich am Montag wiedersehen, nach achtjähriger Trennung. Das Ende der Diaspora.

Montag, 7. Dezember 2015

Dylan Thomas - Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben - And death shall have no dominion



Wie geht’s bei euch oben? – Gibt’s noch Rum zu trinken und Tang zu essen? – Brüste und Rotkehlchen? – Ziehharmonikas? – Ebenezers Glocke? – 
 Keilereien und Zwiebeln? – Und Spatzen und Gänseblümchen? – 
Stichlinge im Einmachglas?

Dylan Thomas Unter dem Milchwald

Selbstporträt mit fiedelndem Tod
Arnold Böcklin 1872


Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben. 

Die nackten Toten die sollen eins 

Mit dem Mann im Wind und im Westmond sein; 

Blankbeinig und bar des blanken Gebeins 

Ruht ihr Arm und ihr Fuß auf Sternenlicht. 

Wenn sie irr werden solln sie die Wahrheit sehn, 

Wenn sie sinken ins Meer solln sie auferstehn. 

Wenn die Liebenden fallen - die Liebe fällt nicht; 
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
 
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.

Die da liegen in Wassergewinden im Meer

Sollen nicht sterben windig und leer;

Nicht brechen die die ans Rad man flicht,

Die sich winden in Foltern, deren Sehnen man zerrt:

Ob der Glaube auch splittert in ihrer Hand

Und ob sie das Einhorn des Bösen durchrennt,

Aller Enden zerspellt, sie zerreißen nicht;

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
 
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben. 

Keine Möwe mehr darf ins Ohr ihnen schrein 

Keine Woge laut an der Küste versprühn; 

Wo Blumen blühten darf sich keine mehr regen 

Und heben den Kopf zu des Regens Schlägen; 

Doch ob sie auch toll sind und tot wie Stein, 

Ihr Kopf wird der blühende Steinbrech sein, 

Der bricht auf in der Sonne bis die Sonne zerbricht, 

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
 
Übersetzt von Erich Fried


Dylan Thomas  
Waliser, Trinker, Poet, Liebender, Leidender, Mensch


And death shall have no dominion

And death shall have no dominion.
Dead man naked they shall be one
With the man in the wind and the west moon;
When their bones are picked clean and the clean bones gone,
They shall have stars at elbow and foot;
Though they go mad they shall be sane,
Though they sink through the sea they shall rise again;
Though lovers be lost love shall not;
And death shall have no dominion.

And death shall have no dominion.
Under the windings of the sea
They lying long shall not die windily;
Twisting on racks when sinews give way,
Strapped to a wheel, yet they shall not break;
Faith in their hands shall snap in two,
And the unicorn evils run them through;
Split all ends up they shan't crack;
And death shall have no dominion.

And death shall have no dominion.
No more may gulls cry at their ears
Or waves break loud on the seashores;
Where blew a flower may a flower no more
Lift its head to the blows of the rain;
Though they be mad and dead as nails,
Heads of the characters hammer through daisies;
Break in the sun till the sun breaks down,
And death shall have no dominion. 


Selbstseher - Tod und Mann II
Egon Schiele 1911

Sonntag, 6. Dezember 2015

Macbeth, der Film, ein Gefühlsporno.


Aus einem Töl­pel­mund, voll von Getön
Und Toben, und bedeu­tet nichts.


Justin Kurzel, ein Name, den ich mir merken muß, damit ich seine künftig Filme meiden kann.

Macbeth, Engländer nennen es abergläubisch nur das "Schottische Stück", verfilmt mit Michael Fassbender und Marion Cotillard in den Hauptrollen. Tolle Spieler, tolles Stück, grässlicher Film. 
Es wabert Nebel auf harschen Moorlandschaften über die kalte Winde wehen. Blasse Blautöne, harte Kontraste, Ausstattungsüberangebot, schwarzrotes Blut literweise. 
M. aka Fassbender mit Bart und ungekämmt und Lady M. bartlos und gut frisiert, beide in schwarzem Sackleinen, begraben ihr Kind. Sie blicken sich tief in die Augen, sie atmen schwer, sie sprechen nicht miteinander, sie raunen. Mit angehauchter Stimme läßt sich alles irgendwie bedeutend sagen. Sie behaupten tiefe Gefühle und unaussprechliche Gedanken. Ich bin nach dem dritten Kurzschlaf gegangen. 
Die vollständige Entpolitisierung eines Stückes über die Angst- und Lustgefühle, die die Möglichkeit von Macht erregt, reduziert die Darsteller auf Emotionsproduktionsmaschinen. Selbst wirklich guten Schauspielern bleibt nichts als zu pumpen. Und auch die siebzehnte Näher-als-Nahaufnahme kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hier um nichts, als Gefühlspornographie handelt.

Bärtige Männer, die grimmig schauen, nennt es Die Zeit;
Justin Kurzels „Macbeth“-Verfilmung inszeniert Shakespeare light für Feinde des Theaters, sagt die FAZ.



Isuzu Yamada als Lady Macbeth

Noch heute, dreissig Jahre nachdem ich ihn im OTL, später Kino Camera, heute Teil der Tacheless-Ruine, gesehen habe, erinnere ich mich an Toshiro Mifune, ein Tier von einem Mann, der während seine trippelnde Geisha-Ehefrau ihn an- oder auskleidete und unablässig zart auf ihn einredete, zu einer großen Pfütze von Hingabe zerfloß. 

Warum dieses verunglückte Ding in Venedig preisgekrönt wurde, ist mir ein Rätsel.

MACBETH:
Und mor­gen und dann mor­gen und dann morgen,
So kriecht’s im Schlei­che­schritt von Tag zu Tag
Zur letz­ten Silbe hin im Lebensbuch;
Und alles Ges­tern hat nur Narrn geleuchtet
Beim Gang zu Dreck und Tod. Aus, aus klein Herzlein!
Lebens ist nur ein Wanderschattenschauspiel;
Ein armer Komö­di­ant, der seine Zeit
Abstolzt und abschnauft auf der Bühne und
Nie mehr gehört wird dann; ist eine Mär
Aus einem Töl­pel­mund, voll von Getön
Und Toben, und bedeu­tet nichts.

Über­set­zt Frank Günther

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Wirre Gedanken über Freiheit




Europa und Nordamerika, wir, haben Angst vor dem Terror fundamentalistischer Moslems. Mit Recht. Und aus dieser Angst heraus fällen wir
Entscheidungen, wobei "wir" eine sehr widersprüchliche Gruppe von Interessen und Absichten ist. Mein Gefühl und mein Kopf sagen mir, dass "wir" uns hier auf sehr dünnem Eis bewegen. 

1793 begannen die Pariser folgende Worte auf ihre Hausfassaden zu schreiben: "Einheit, Unteilbarkeit der Republik; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit oder der Tod" - so lese ich es bei Wiki. Der Nachsatz über den Preis, den die Aufständischen für die ersehnten Ziele zu bezahlen bereit waren, fehlt meistens. Ist aber der Punkt an dem der Hund begraben wurde.

Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit, sagte Louis de Saint-Just vor dem Revolutionstribunal.

Und - Die Freiheit muss durch Gewalt begründet werden, und es ist jetzt der Augenblick gekommen, da man den vorübergehenden Despotismus der Freiheit einrichten muss, um den Despotismus der Könige zu vernichten.
verkündete Marat vor den Wohlfahrts­ausschuss am 6. April 1793


Ersetzen wir Könige mit Terroristen, klingt der Satz ganz heutig. Die USA hat seit 2001 den Patriot Act - USA PATRIOT Act steht als Apronym für Uniting and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism Act of 2001, deutsch etwa: „Gesetz zur Einigung und Stärkung Amerikas durch Bereitstellung geeigneter Instrumente, um Terrorismus aufzuhalten und zu blockieren".

Was werden wir haben? Welchen Preis werden wir bezahlen? Und wollen wir das, was wir dafür bekommen? Gibt es eine Alternative?

DIE FREIHEIT FÜHRT DAS VOLK 
Eugène Delacroix 1830

Die Freiheit führt das Volk - über Leichen. Wohin? Freiheit, dieses großartige, schwammige, auslegbare, ausbeutbare Wort, ist simpel definiert, die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können (Wiki). Aber wenn Zwang dazukommt? Wenn Angst eine Hauptrolle spielt? Wenn ökonomische Vorteile einbezogen werden? Wenn unsere Möglichkeit frei zu leben, auch bezahlt wurde von den Vorfahren dieser unserer heutigen Feinde? 

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Der Terror wird die Republik nicht besiegen. Die Republik wird den Terror besiegen. Frankreichs Präsident Hollande in Versailles im November 2015

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Übrigens Deutschlands Rüstungsindustrie verkauft auch jetzt noch mit staatlicher Genehmigung Waffen an Saudi Arabien.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article142972724/An-diese-Staaten-liefert-Deutschland-Kriegswaffen.html 

http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-07/islamischer-staat-gotteskrieger-finanzierung-syrien-irak 
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Wie sich die Bilder gleichen.
Kiew Maidan
Efrem Lukatsky / Associated Press
 
Nach der Anschlagsserie von Paris hat die französische Regierung den Ausnahmezustand verhängt – eine höchst seltene Maßnahme. Vorgesehen ist der Ausnahmezustand laut Gesetz entweder "für den Fall unmittelbarer Gefahr durch schwere Gefährdungen der öffentlichen Ordnung" oder "für den Fall von Ereignissen, die durch ihre Art und ihre Schwere den Charakter einer öffentlichen Katastrophe darstellen".

Der Staat kann Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und die Einrichtung spezieller Sicherheitszonen errichten; Staatspräsident François Hollande verhängte nach den Anschlägen die Schließung der Landesgrenzen.

Der Ausnahmezustand ermöglicht zudem Ausgangssperren, Wohnungsdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss und Hausarrest für Menschen, deren "Aktivität" als "gefährlich für die Sicherheit und die öffentliche Ordnung" angesehen wird. Außerdem können die Behörden Versammlungsverbote verhängen und Konzertsäle sowie Kinos schließen lassen. Der Ausnahmezustand kann zunächst für höchstens zwölf Tage verhängt werden – eine Verlängerung darüber hinaus muss per Gesetz gebilligt werden.


Die Welt vom 14.11.2015 


Heiner Müller ZEMENT

DASCHA 
Viel kann geschehn, Gleb, in drei Jahren
Viel ist geschehn. Kalt war der Weg durchs Feuer.
Kennst du mein Leben. Arbeit. Das Komitee
Ausschüsse. Wir organisieren die Frauen. Das Heim
Haben wir abgeschüttelt, unser Joch
Und Bräute wird es nicht mehr geben. Reiß
Die Wände auch ein, wenn du schon dabei bist
Ich wein den Trümmern keine Träne nach.
Mein Heim ist das Exekutivkomitee, meine Arbeit.
Mein Essen eß ich dort in der Kantine
Wasser und Rüben. Willst du mehr. Lern hungern.
Wer für die Revolution nicht hungern will
Soll auch nicht essen. Satt ist die Bourgeoisie.
Von unserm Hunger. Wann werden wir sie schröpfen.
Der Herd ist kalt, ja. Wir haben ei-
ne Holzkrise, Genosse Tschumalow.
Nimm das zur Kenntnis. Wenn du frierst, heiz dich
Mit Arbeit. Daran ist kein Mangel, Kampf auch
Banditen in den Bergen, Sabotage
In den Büros, ein Sumpf die Korruption.
Hast du noch Tränen, Krieger, für dein Heim.
Fremd bin ich dir. Kannst du die Zeit zurückdrehn
Kann ichs. Wenn ich es wollte. Und ich wills nicht.
Soll ich begraben im Familienbett
Ersticken unter dir auf einem Laken
Was mir so teuer ist, weil es so viel
Gekostet hat, Tränen Schweiß Blut: meine Freiheit.
Merk dir, Genosse, wenn einer hier mein
Besitzer ist, bin ich das.