Montag, 19. Oktober 2015

Theaterwohnung 9 - Senftenberg, Brandenburg

Sonntags um 20.00 Uhr in Senftenberg

Senftenberg, die Ursprünge des Namens sind unsicher, er könnte sich von "sanft am Berg", "Burg im Sumpf" oder, wenn man die sorbische Bezeichnung Zły Komorow nimmt, "schlimmer Mückenort" herleiten. Wer weiß, jedenfalls ist es hier am Sonntagabend still, sehr still, vielleicht sind alle gestorben? Ausgewandert? Niemand nirgendwo. Ich sehe hier und da erleuchtete Fenster in den Neubauten, viele parkende Autos, darunter immer mal wieder einer der Marke "Trabant", aber nahezu keine Menschen. Dann plötzlich eine Menschenansammlung, zwei Frauen und ein sehr betrunkener Mann. Die eine wartet mit dem Trunkenen auf die Polizei, die andere bietet mir an mich zu einem geöffneten Lokal zu geleiten. Sie macht höflichsten Smalltalk, aber der Laden hat Sonntags Ruhetag. Ich wandere weiter und nach einstündiger Suche finde ich eine Bar, die ist zwar auch geschlossen, aber der Wirt, der eine private Feier veranstaltet, läßt sich erweichen und gibt mir ein Glas, einen Aschenbecher und erlaubt zehn Minuten Aufenthalt. Und so bin ich früh zurück in der aktuellen Theaterwohnung. Die ist frisch renoviert & pieksauber & steril. Ich sitze und sinniere über die Ästhetik der Produkte des Möbelhauses "Dänisches Bettenlager". Haben sie eine? Welche? Eckige Kästen mit dicklichen runden Rändern, aus Holz, dass aber nicht wirklich wie Holz aussieht. In "2001" git es diesen schwarzen Kubus, daran erinnern mich diese Klötze, zwei Bettklötze, zwei Nachtischklötzchen und ein gigantischer Schrankklotz. Dänische Monolithen.


 
















2 Kommentare:

  1. Irgendwann,ganz unvermutet und heimlich,liebe Johanna,stellt sich dann ein Art karusmäkisches heimelig sein ein. Die grauen Gesichter in den Fenstern gegenüber werden zu Vertrauten,die einen evtl auch schon mal in Unterwäsche durch das Zimmer haben huschen sehen....man fängt an,den Mücken zu lauschen und ein Wind ist zu hören,der dir auf sorbisch zuflüstert:Hier gibt's das beste Eis am See und probiere mal die Fischsülze im Bioladen am Marktplatz. Hinzu kommt,deine Theaterwohnung ist tatsächlich noch die Königsresidenz der dortigen Wohnmöglichkeiten......liebe Grüsse,schöne Arbeit,einen tollen Start und wenig Heimweh wünsche ich dir

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  2. Liebe Nadine, Danke und Du hast sicher Recht. Es ist meist nur der Schock der "ersten Nacht". Liebe Grüße!

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