Sonntag, 26. Juli 2015

Der Tag der toten Regenschirme



Gestern war ein schlechter Tag für Regenschirme in Amsterdam,  
Zeljko, der Sommersturm, hat sie massenhaft dahin gemordet, 
ein Regenschirmmassaker. 
Auch Bäume wurden niedergerafft, aber, 
Gott sei Dank, nicht genauso viele.
Eine Gedenkfeier.

THE RAIN

The rain it raineth every day,
Upon the just and unjust fellow
But more upon the just, because
The Unjust has the just´s umbrella. 

ANONYM

 Der Regen regnet Tag für Tag
 Auf Mensch und Unmensch nieder.
Doch naß wird immer nur der Mensch,
Denn der Unmensch gibt ihm seinen Schirm nicht wieder.
Übersetzung Reinhard Kaiser


Dekonstruktion Total


Frau in Rot, einst Schönheitskönigin-der Absturz


Relikt

Wer unterm Schirm des Höchsten sitzt,
Der ist sehr wohl bedecket,
Wenn alles donnert, kracht und blitzt,
Bleibt sein Herz ungeschrecket;
Er spricht zum Herrn: Du bist mein Licht,
Mein Hoffnung, meine Zuversicht,
Mein Turm und starke Feste,
Du rettest mich vons Jägers Strick
Und treibst des Todes Netz zurück
Und schützest mich aufs beste
...

Paul Gerhardt

Ein letztes Aufbäumen

Abgestürzt

DER FLIEGENDE ROBERT

Wenn der Regen niederbraust,
Wenn der Sturm das Feld durchsaust,
Bleiben Mädchen oder Buben
Hübsch daheim in Ihren Stuben. -
Robert aber dachte: Nein!
Das muss draußen herrlich sein! -
Und im Felde patschet er
Mit dem Regenschirm umher.

Hui wie pfeift der Sturm und keucht,
Dass der Baum sich niederbeugt!

Seht! Den Schirm erfasst der Wind,
Und der Robert fliegt geschwind
Durch die Luft so hoch, so weit;
Niemand hört ihn, wenn er schreit.
An die Wolken stößt er schon,
Und der Hut fliegt auch davon.

Schirm und Robert fliegen dort
Durch die Wolken immer fort.
Und der Hut fliegt weit voran,
Stößt zuletzt am Himmel an.
Wo der Wind sie hingetragen,
Ja, das weiß kein Mensch zu sagen.

Heinrich Hoffmann (1809-1894)

Schönheit im Vergehen


Vereint im Tod

Eigentlich war ich heute am Hin ... am Kommen verhindert, und das war so: es war übergestern, vorheute, da saß ich hier drüben in dem Café, ich bestellte mir zwei Goetheglatzen - nee, zwei Schillerlocken - eigentlich wollte ich 'nen Sturmsack essen - Windbeutel - aber auf dem saß schon einer. Ich sitze, unten sitz' ich, oben eß' ich - oder umgekehrt, mit einmal guck' ich da zur Tür, und was seh ich da? - Gar nichts, die Tür war auf der Seite - stürzt, wie von der Tante Ella gestochen - Tarantella gestochen, ein Vollbart auf mich los, mit 'nem Herrn dran. Der hat so'n Schirm, der Knirps, und nimmt den, haut immer auf meinen Kopf, das machte mich stutzig. Nachdem ich ein- bis viermal gestutzt hatte, sprach ich zu mir: "Also". "Herr Erhardt", sprach ich - nee: "Heinz", sag ich, Heinz - ich sag ja DU zu mir. "Heinz", sage ich, "was soll das da oben bloß sein?" Und nachher, viel nachherer, da kam ich dahinter: der hatte mich verwechselt! Das gönn' ich dem.

Heinz Erhardt


Himmelblau hingestreckt


Photos © Jenny Schall

1 Kommentar:

  1. Nicht ganz zum Thema "Regenschirme", aber fast - mir fällt einer der schönsten Slow-Titel unserer 70-iger-Jahre-Fêten ein:
    "Rain" von Uriah Heep von 1972.
    https://www.youtube.com/watch?v=VrbgbL-iIOY

    "Rain, rain, rain in my tears
    Measuring carefully my years..."

    Ganzer Text hier:
    http://www.lyricsfreak.com/u/uriah+heep/rain_20142408.html

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