Samstag, 14. Februar 2015

The Imitation Game - O Benedict!


Damit es gleich zu Beginn gesagt ist: ja, gegen Ende wird der Film pathetisch, sowohl in seiner persönlichen, wie auch in der nationalistischen Erzählung. 
Ersteres ist wohl gar nicht vermeidbar, wenn man, wie es dieser Film tut, auch wenn er nicht eins zu eins die historischen Fakten nacherzählt, wenn man sich also mit der wahrhaft tragischen Lebensgeschichte dieses Mannes, Alan Turing, ernsthaft beschäftigen will.

Siehe: http://johannaschall.blogspot.de/2012/12/der-vergiftete-apple.html?showComment=1423942219054#c1713173473587356792

Zweiteres ist ein Übel, dass ich ständig bemerke. 
Wer hat den nun verfluchten Zweiten Weltkrieg gewonnen? Wer war der Beste, der Opferbereiteste, der Siegreichste? Als ob sich die unsäglichen Leiden und Heldentaten der Vielen so einfach gegeneinander aufrechnen ließen. Die komplizierte Vorgeschichte dieses Massenschlachtens und die Geschwindigkeit und Absolutheit, in der aus den gemeinsam einen Feind Bekämpfenden wiederum selbst Feinde in einem kalten Krieg wurden, läßt offensichtlich wenig Abwägung, Gerechtigkeit und gegenseitige Achtung zu. In diesem Film sind es also die Codebrecher aus Bletchley-Park, die in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Geheimdienst den Ausgang des Krieges bestimmen.
Aber diese Mäkelei betrifft nur das Ende.

Alan Turing

Bis dahin hatte ich eine ganz wunderbar merkwürdige und spannende und erschütternde Geschichte gesehen.

Wie schaffen die Briten es immer wieder, über Außenseiter, Spinner, Eigenbrötler zu erzählen, mit klarem Blick und Witz und Menschlichkeit, und dass ohne sie zur besseren Verdaulichkeit in warmherzige Kuscheltiere zu verwandeln? Warum sind die Dialoge so interessant, knapp und doch voller überraschender Nebenwege? Warum können sie mir die "Metaebene" sozusagen unterjubeln, anstatt sie, wie es sich im deutschen Film gehört, als dicke Paste über jeden Filmmeter schmieren? Warum sehen die Kostüme so glaubwürdig aus und die Masken? Turing trägt z. B. einen Pullunder, der ganz offensichtlich oft und ungeschickt gewaschen worden ist. Warum machen sie es mir so viel leichter, ganz unterschiedliche Figuren zu "mögen", dass heißt dass ich ihnen mit Zuneigung zusehen will?

Benedict Cumberbatch spielt Alan Turing. In der ersten Szene läuft er über einen vollen Bahnsteig und schon dieser Gang, zielgerichtet, doch nach innen konzentriert und Berührung mit anderen aus alter Gewohnheit vermeidend, ist großartig. Ja, ja, ich bin ein Fan, oder, wie die offizielle Bezeichnung heißt, eine Cumberbitch. Aber, auch ohne meine  
fangetrübten Augen, wird man einen sehr gut gespielten Film sehen! 
Selbst Keira Knightley, nach "Bend it like Beckham" eher für niedliche Flirrigkeit bekannt, als für Spielkunst, ist erstklassig!


Alan Turing:

Now, Detective, you get to judge. That’s how the game works. I answered your questions. You know my story. That’s the point of the game. We are all pretending to be something. Imitating something. Someone. And we are no more, and no less, than what we can convince other people that we are. So tell me: What am I? Am I a person? Am I a machine? Am I a war hero? Am I a criminal?

http://de.wikipedia.org/wiki/Turing-Test

http://de.wikipedia.org/wiki/Enigma_%28Maschine%29

1 Kommentar:

  1. Ohne nestbeschmutzerisch unterwegs sein zu wollen und wissend, dass es großartige Gegenbeispiele gibt... aber fast jede europäische Filmindustrie scheint mir ihre Zuschauer/innen für klüger zu halten als die deutsche.

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