Samstag, 27. September 2014

Verrücktes Blut - Maxim Gorki Theater


O schöne neue Welt, die solche Bürger hat ...
William Shakespeare Der Sturm

Ich war im Theater. Es war lustig. Nichts wirklich Neues, aber unerwartet spannend. VERRÜCKTES BLUT vom Dramaturgen Jens Hillje und dem Regisseur Nurkan Erpulat in Zusammenarbeit mit den Spielern für das Theater in der Naunystrasse, auf der Grundlage des französischen Films "Heute trage ich einen Rock", entwickelt, jetzt zu sehen im Maxim Gorki Theater, dass sich selbst als Zentrum des postmigrantischen Theaters bezeichnet.
Nun rattert es in meinem Kopf und das ist gut und auch erschreckend. 


THILO SARRAZIN - in meiner faulen linksbürgerlichen Arroganz habe ich seine Bücher nicht gelesen, nur verurteilt. Erst heute, nachdem ich im Maxim Gorki Theater "Verrücktes Blut" gesehen habe und nach der anschließenden Diskussion mit meinen Freundinnen, von denen eine Lehrerin einer jetzt achten Klasse in Neukölln ist, beginne ich mich zu fragen, ob mein Hochmut nicht ignorant und also gefährlich sein könnte.

In­te­gra­ti­on ist eine Leis­tung des­sen, der sich in­te­griert. Je­man­den, der nichts tut, muss ich auch nicht an­er­ken­nen. Ich muss nie­man­den an­er­ken­nen, der vom Staat lebt, die­sen Staat ab­lehnt, für die Aus­bil­dung sei­ner Kin­der nicht ver­nünf­tig sorgt und stän­dig neue klei­ne Kopf­tuch­mäd­chen pro­du­ziert. Das gilt für 70 Pro­zent der tür­ki­schen und 90 Pro­zent der ara­bi­schen Be­völ­ke­rung in Ber­lin.

Thilo Sar­ra­zin im In­ter­view mit dem Ma­ga­zin „Lett­re In­ter­na­tio­nal“ Nr. 86 vom 01.​10.​2009 , Seite 197-​201


Wir haben in Ber­lin vier­zig Pro­zent Un­ter­schicht­ge­bur­ten, und die fül­len die Schu­len und die Klas­sen, dar­un­ter viele Kin­der von Al­lein­er­zie­hen­den. Wir müs­sen in der Fa­mi­li­en­po­li­tik völ­lig um­stel­len: weg von Geld­leis­tun­gen, vor allem bei der Un­ter­schicht.

Sar­ra­zin im In­ter­view mit dem Ma­ga­zin „Lett­re In­ter­na­tio­nal“ Nr. 86 vom 01.​10.​2009 , Seite 197-​201


Wäh­rend die Tüch­ti­gen auf­stei­gen und die Un­ter­schicht oder un­te­re Mit­tel­schicht ver­las­sen, wur­den und wer­den in einer ar­beits­ori­en­tier­ten Leis­tungs­ge­sell­schaft nach »unten« vor allem jene ab­ge­ge­ben, die we­ni­ger tüch­tig, we­ni­ger ro­bust oder ganz schlicht ein biss­chen düm­mer und fau­ler sind.


Thilo Sar­ra­zin: Deutsch­land schafft sich ab, Mün­chen, 13. Auf­la­ge 2010, Seite 79-80 


Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem das kroch."  
B. Brecht Arturo Ui

Was für ein gewalttätiges Wort: "Unterschicht". - Verbales Attentat, entmenschlichender Stempel, Entsubjektivierung einer großen Menge von Menschen. Endlösungsmentalität. Be-, Verurteilung von Personen auf der Grundlage ihrer sozialen Ausgangssituation.
In Aldous Huxleys "Schöner Neuen Welt" wird eine Unterschicht, die Epsilons, durch Sauerstoffentzug im Embryonalstadium erzeugt, Irgendwer muß ja die Drecksarbeit verrichten. 
Heute Abend im Theater wurden zumeist unsere Erwartungen, also die der weißen Mittelschicht, verhandelt und wie ihnen nicht oder nur mangelhaft entsprochen wird. Aber wie werden "wir" von den Anderen betrachtet, beurteilt, verurteilt? Wie groß ist der Riss zwischen unseren Welten wirklich?
In meinem Hirn mischen sich Islam, ISIL, Osama bin Laden, maurische Archtektur und Dichtung, Nathan der Weise und mangelhafte Kenntnisse des Koran zu einem unklaren und vorurteilsbehafteten Brei. 
Pädophile Erzbischöfe sind nicht typisch für den Katholizismus, genausowenig wie es Inquisition und Hexenverbrennungen waren?
Der Islam, im 7. Jahrhundert nach UNSERER Zeitrechnung entstanden, befindet sich jetzt also ungefähr in einer Zeit entsprechend UNSEREM Mittelalter? 
Lebe ich in einer Blase ungeprüfter Toleranz? Mir geht es gut, ziemlich. Vielen anderen nicht. Wenn die nun anders leben wollen als ich, was dann?
Nur um es klar zu sagen, ich lebe gern in einer, wenn auch sehr wackeligen, Demokratie, ich bin eine anarchische linke Feministin und wünsche so wenig Staatsintervention in meine Angelegenheiten wie nur irgend möglich. Aber wie kann ich diese Realität aufrechterhalten, ohne ein übles Arschloch zu werden, ohne ignorant, ausschließend, letztendlich rassistisch zu werden?
Ich bin ver-wirrt, aus meiner Mitte geworfen. Ich will keine Schleier, Burkas, keine weibliche Beschneidung, keinen Gott, der straft, verdammt und aussortiert. Aber ich will auch nicht einen Großteil meiner Mitmenschen ablehnen, verachten oder wegrationalisieren. Was tun?

Von der Website Der Alternative für Deutschland - AfD - konsensfähiger Rassismus für den Hausgebrauch oder für wen die NPD zu unästhetisch ist:

Zuwanderung und Asyl 

Da wir demographische Nachhaltigkeit ernst nehmen, bejahen wir die Zuwanderung integrationswilliger und integrationsfähiger Einwanderer nach Deutschland.
Weil wir uns der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet fühlen, muss die Einwanderungspolitik nach klaren Kriterien gesetzlich geordnet werden, z. B. in Anlehnung an entsprechende Kriterien wie in Australien oder Kanada. Entscheidend sind Sprachkenntnisse, Ausbildung, berufliches Wissen und die Erfordernisse des deutschen Arbeitsmarktes. Eine Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme – auch aus Ländern der EU – lehnt die AfD strikt ab.

Sozialleistungen für Zuwanderer sind ohne jede Einflussnahme der EU ausschließlich nach deutscher Gesetzgebung zu gewähren. Leistungen wie ALG II (Arbeitslosengeld), Kinder- und Wohngeld sollen nur solche Zuwanderer erhalten, die in erheblichem Umfang Steuern, bzw. Sozialversicherungsbeiträge in Deutschland gezahlt haben oder deren Eltern das getan haben.

Politisch Verfolgten im Sinne des Grundgesetzes ist Asyl zu gewähren. Als Gäste des Landes sollen Asylanten würdig behandelt und als Mitmenschen akzeptiert werden, wozu auch das Recht gehört, ihr Auskommen selbst erarbeiten zu dürfen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Aus Gründen der Humanität ist es eine Pflicht, Kriegsflüchtlingen bei uns oder an anderen sicheren Aufenthaltsorten mit Unterkünften und dem notwendigen Lebensunterhalt beizustehen.

Dieser französische Film diente als die Vorlage:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heute_trage_ich_Rock!

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