Mittwoch, 27. August 2014

Höchst merkwürdige Bücher 1 - Das Voynich Manuskript

Das Voynich-Manuskript, benannt nach Wilfrid Michael Voynich, der das Manuskript 1912 erwarb, ist ein Schriftstück, das sich einmal im Besitz des Kaisers Rudolf II. des Heiligen Römischen Reichs befand. Es ist in einer bislang nicht identifizierten Schrift und Sprache geschrieben. Sein Inhalt konnte bis heute nicht entschlüsselt werden und es ist nach wie vor unklar, ob der Text überhaupt einen Inhalt transportiert. 1962 datierte ein Expertenteam die Handschrift aufgrund von Material und Schreibstil auf etwa 1500 n. Chr.
So sagt Wiki.Der amerikanische Antiquar Wilfried Voynich hat die Schrift in einem italienischen Jesuitenkolleg gefunden und gekauft.
Sein Fundbericht:
Im Jahre 1912 … stolperte ich über eine sehr bemerkenswerte Sammlung kostbarer illuminierter Handschriften. Jahrzehntelang waren sie in Kisten begraben gewesen, wo ich sie in einem alten südeuropäischen Schloss fand … Während ich die Handschriften in Hinblick auf einen Ankauf wenigstens eines Teils der Sammlung untersuchte, wurde meine Aufmerksamkeit von einem Band besonders angezogen. Es war ein so hässliches Entlein, verglichen mit den anderen, mit Gold und Farben reich verzierten Manuskripten, dass meine Neugier sogleich erregt war. Ich stellte fest, dass es vollständig in einer Geheimschrift geschrieben war  … Dass ein Manuskript des 13. Jahrhunderts vollständig in Geheimschrift verfasst war, überzeugte mich von dessen außerordentlicher Bedeutung, da meines Wissens dergleichen in so früher Zeit nicht existierte, weshalb ich es den zu erwerbenden Manuskripten hinzufügte.


Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation soll es von dem englischen Astrologen John Dee um 1568 für circa 600 Dukaten erworben haben, der wiederum mehrere Manuskripte des Doktor Mirabilis Roger Bacon
(1214 - 1292 oder 94) besessen haben soll. Dees Sohn schrieb, dass sein Vater, als er ich sich in Böhmen aufhielt, ein Buch besaß, dass nichts als Hyroglyphen enthielt, auf welches sein Vater viel Zeit verwendet habe, es aber nicht hätte entziffern können.


Das Manuskript soll, Expertenuntersuchungen zufolge, vermutlich zwischen 1404 und 1438 in Norditalien geschrieben worden sein.



Zu dem Text gibt es unterschiedlichste Theorien: Ist es eine unbekannte Sprache? Eine lateinamerikanische oder eine semitische? 
Ist es ein hochkomplizierter Code, um alchemistische Geheimnisse zu verbergen? Ist es ein aufwendiger, hochartifizieller Witz und die Zeichen sind mit Hilfe von Buchstaben-Tabellen und Schablonen hergestellt worden und bedeuten nichts?


Neben vielerlei Pflanzen, bekannten und unbekannten, gibt es auch mehrere Zeichnungen von kleinen Frauen, die in Bädern, die durch komplizierte Rohrsysteme miteinander verbunden sind, sitzen. Manche sagen, die Damen seien allesamt schwanger und es sei das Buch eines "Engelmachers".



http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39859

Zitat aus dem SZ Artikel:
Eine Rezension des berühmtesten Buches, das niemand gelesen hat, erklärt das Manuskript zur größten Kränkung einer Schriftkultur, die alles wissen will. Falsch, antworten Kritiker: Das Buch sei die Krönung unserer Schriftkultur. Das Voynich-Manuskript ist der perfekte Text – er erlaubt, alles zu sehen, was seine Leser darin zu sehen glauben.


 
Sehr verkürzte Liste einiger Theorien zu Voynich Manuskript:

James Finn - das VM ist in Hebräisch geschrieben und kündigt das Zeitenende an.
Edith Sherwood - das VM wurde vom ganz jungen Leonardo da Vinci verfasst.
Beatrice Gwynn - das VM ist ein Hygienemanual aus dem 16. Jahrhundert und wurde in links-rechts gespiegeltem Mittelhochdeutsch geschrieben.
Es gibt noch hunderte andere Ideen und Meinungen.

Zitiert nach: Cipher Mysteries

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Roger Bacon über die Bedeutung des Experimentes:
In den Naturwissenschaften kann man ohne Erfahrung und Experiment nichts Zureichendes wissen. Das Argument aus der Autorität bringt weder Sicherheit, noch beseitigt es Zweifel. [...] Mittels dreier Methoden können wir etwas wissen: durch Autorität, Begründung und Erfahrung. Die Autorität nützt nichts, wenn sie nicht auf Begründung beruht: Wir glauben einer Autorität, sehen aber nichts ihretwegen ein. Doch auch die Begründung führt nicht zu Wissen, wenn wir nicht ihre Schlüsse durch die Praxis (des Experiments) überprüfen. [...] Über allen Wissenschaften steht die vollkommenste von ihnen, die alle anderen verifiziert: Es ist das die Erfahrungswissenschaft, die die Begründung vernachlässigt, weil sie nichts verifiziert, wenn nicht das Experiment ihr zu Seite steht. Denn nur das Experiment verifiziert, nicht aber das Argument.

Rupert Lay: Die Ketzer, Von Roger Bacon bis Teilhard, Albert Langen·Georg Müller Verlag 1981, S. 34f.

2 Kommentare:

  1. Um meinen Bruder zu ärgern, der die Angewohnheit anzunehmen drohte mein Tagebuch als Lektüre misszuverstehen, entwickelte ich als Kind eine grafische Schrift. Ich wusste auch nicht, was ich da schrieb, zog aber mein Vergnügen an der Tätigkeit daraus, dass mein Bruder es ebenso wenig wissen würde... sich aber im Gegensatz zu mir fragen würde, was ich da wohl geschrieben hatte.
    Beim Voynich Manuskrip musste ich wieder daran denken. Was wäre das für ein grandioser Spaß, wenn die heutigen Wissenschaftler jemanden verstehen wollen, der einfach nur geheimnisvoll sein wollte.
    Andererseits ist das Buch ohnehin Vergnügen, weil ein so großes Rätsel. Ist das überhaupt Schrift? Was sind das für Pflanzen? Welche Rituale und Handlungen wurden festgehalten? Und warum? Soll das Buch Wissen konservieren? Warum können wir dann heute nicht einmal die Bilder deuten? Vielleicht fehlt uns einfach nur soetwas wie der Stein von Rosetta? Eine kleine Verständnishilfe. Entschlüsselungsprogramme neuster Programmierung scheitern an einem Jahrhunderte alten Text. Das ist großartig.

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  2. Der Herr John Dee hat angeblich 600 Dukaten für das Manuskript vom Kaiser erhalten! Es wäre doch auch denkbar, dass da jemand mit mystischen Alchemie-Geheimnissen Geld verdienen wollte, und die Kunst ist sozusagen nur ein zufälliges Nebenprodukt? Schnöde, aber möglich.

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