Freitag, 11. Juli 2014

Kühl bis ans Herz hinan



Kühl. 
Kühl oft verstanden als nüchtern, unbeteiligt, distanziert,
selten als vorsichtig, zurückhaltend oder sogar erquickend
Kühl, ein schöner Klang und in mancher Situation eine hilfreiche Haltung.

KÜHL BIS ANS HERZ HINAN 
DER FISCHER

 Liebermann Der Fischer 1926

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Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach dem Angel ruhevoll,
Kühl bis ans Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht,
Teilt sich die Flut empor:
Aus dem bewegten Wasser rauscht
Ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
»Was lockst du meine Brut
Mit Menschenwitz und Menschenlist
Hinauf in Todesglut?
Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,
Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
Nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
Das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
Nicht her in ew'gen Tau?«

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
Netzt' ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war's um ihn geschehn;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Und ward nicht mehr gesehn.
HALB ZOG SIE IHN, HALB SANK ER HIN
Johann Wolfgang von Goethe 1779  



Durchs hohe Laubdach der Schatten, das streifende Lüfte bewegen,
worunter ein sichtbares Kühl in grünen Wogen sich wälzet.  

Heinrich von Kleist

1 Kommentar:

  1. kühl - auch eine Empfindung von Geborgenheit, wenn sich bei Fieber eine kühle Hand auf die Stirn legt, und von Sanftheit, wenn kühlende Salbe den Schmerz brennender Haut lindert

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