Donnerstag, 20. März 2014

Dagmar Manzel singt Hollaender in der Komischen Oper


FRIEDRICH HOLLAENDER, ER LEBE HOCH!

Friedrich Hollaender geboren am 18. Oktober 1896 in London; gestorben am 18. Januar 1976 in München, auch als Frederick Hollander bekannt – seinem Namen im amerikanischen Exil –, war ein deutscher Revue- und Tonfilmkomponist, Kabarettist und Musikdichter. (Wiki)

MENSCHENsKIND


Eine Frau, ein Pianist und, weil dieses Konzert heute in der Oper, der Komischen, stattfindet, noch ein Salonorchester. Die Frau singt und denkt ganz klar und offen, ernsthaft und schön, die anderen musizieren auf gleicher Höhe.
Ein paar Lichtwechsel, einige kurze Zwischentexte, sonst nischt.
Und für eine kurze Zeit öffnet sich mein Blick auf eine andere mögliche Variante deutscher Unterhaltungskunst, die kurz und klein geschlagen wurde, zu Gunsten von völkisch besinnlichem und national aufhetzendem Murks, und deren anwesende Abwesenheit wie ein nicht beweisbares, aber stets fühlbares Loch, unser Vergnügen an "leichter" Kost, "Unter"-haltung (im Kontrast zur "Ober"-haltung?) bis heute belastet, verschwiemelt und mit dem Geruch von Wertlosigkeit umgibt.

Wenn ich mal tot bin gesungen von Blandine Ebinger, geschrieben von Friedrich Hollaender 


Wenn ick ma tot bin

Wenn ick ma tot bin und in ’meim’ weißen Seidenkleid
in meinem weißen Sarge liege mit Bescheidenheit,
dann fällt die Schule aus,
dann geht’s zum Kirchhof raus,
die janze Klasse kommt bei mir ins Trauerhaus.
Die wolln’ ma alle sehn’
Wenn ick ma tot bin, wenn ick ma tot bin, ach, det wird so scheen.

Wenn ick ma tot bin kommt och Pastor Eisenor,
der liest `n schön’ Vers aus seine Bibel vor:
"Der ohne Schuld tot sein, der Wirf den ersten Stein
 uff Lieschen Puderbach, det liebe Engelein!“
Doch ick, ick lieg janz still, wenn ick ma tot bin mach ick wat ick will.

Wenn ick ma tot bin zündense jelbe Lichter an,
die stellnse rechts und links an mir janz dichte ran,
dann fällt een goldner Schein uff mein verstorbenet Jebein,
und unser Lehrer, der fängt janz furchtbar an zu wein’.
Nur Tante freut sich sehr,
wenn ick ma tot bin, wenn ick ma tot bin, eß ick doch nüscht mehr!

Wenn ick ma tot bin schick ick aus mein kleenet Grab
mein’ letzten Willen und wat ick zu vermachen hab:
Mein Püppchen ohne Kop’
Mein rotet Band von Zop’
und dann och noch de jenstrischen paar Mutterknop’,
de will ick Truden schenken,
wenn ick ma tot bin, wenn ick ma tot bin sollse an ma denken!

Wenn ick ma tot bin, denn fängt erst mein Leben an,
wenn ick durchs Wolkenmeer und Himmel schweben kann.
Die Engel tiriliern’, die Geigen jubiliern’,
wennse zum Empfang von Lieschen alle uffmaschiern.
Mensch, machen die `nen Krach,
wenn ick ma tot bin, wenn ick ma tot bin, is mein schönster Tach!

Haben wir, mit den jüdischen Musikern, Librettisten, Kabarettisten, Spaßmachern und Hallodris und der Verfolgung all derer, die ihnen nahe standen, mit ihnen gemeinsam tiefsinnigen Unsinn und federleichten Ernst produzierten, auch unseren vergnüglichen Leichtsinn, unseren kindlichen Übermut vertrieben, vergast und unterjocht?
Warum schämen wir uns ständig für die Sehnsucht nach Leichtigkeit? Wie in dem alten Kinderrätsel: Was ist schwerer ein Kilo Federn oder ein Kilo Blei?

Dagmar Manzel 
©Philip Glaser

Holländer spricht selbst

P.S. Es gibt eine CD! Nein, ich bin nicht an den Einnahmen beteiligt.
http://www.amazon.de/Menschenskind-Dagmar-Manzel/dp/B00FESKXDC/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1395278634&sr=8-1&keywords=dagmar+manzel+cd 

Wenn jemand Interesse an Hoch-Berlinerisch hat, ist diese CD umso mehr zu empfehlen.

Der Berliner Dialekt, auch als „Berlinerisch“ oder „Berlinisch“ bezeichnet (auch: Berlinismus oder Berolinismus, Verb: berlinern), ist die Mundart, die im Großraum Berlin-Brandenburg gesprochen wird. Im Zusammenhang mit einem oft derben Humor bezeichnet man die Ausdrucksweise auch als „Berliner Schnauze“. Beim Berlinerischen handelt es sich sprachwissenschaftlich nicht um einen Dialekt, sondern um einen (selten anzutreffenden) „Metrolekt“, eine in großstädtischen Zentren aus einer Mischung vieler unterschiedlicher Mundarten entstehende Stadtsprache. (Wiki)

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