Samstag, 22. Februar 2014

Rom, Nachbetrachtung - Die Versuchung des Heiligen Antonius



Einige der Gründe dafür, warum mir Religion Angst macht und mir letztendlich unverständlich bleibt, auch wenn sie eine Quelle für großartige Kunst ist.


TÖTE DICH TÄGLICH SELBST AB.


Bernardo Parentino

Auszug aus der Antoniusregel, die dem Heiligen Antonius zugeordnet wird, aber wohl nicht von ihm stammt:

Eine Frau darf nicht zu den Mönchen kommen, denn der Zorn geht nämlich hinter ihr drein.
Entzünde deine Lampe mit dem Öle deiner Augen, nämlich den Thränen.
Sei immer traurig wegen deiner Sünden, als hättest du ständig einen Toten in deinem Hause.
Schlafe nur wenig und mäßig, und die Engel werden zu dir kommen.
Töte dich täglich ab.





Die Versuchung des Heiligen Antonius
Martin Schongauer 1450-1491
Kopiert vom jungen Michelangelo



Die Versuchung des Heiligen Antonius
Martin Schongauer 1450-1491


Leben und Wandel unseres frommen Vaters Antonius, verfasst und abgesandt an die Mönche in der Fremde von unserem heiligen Vater Athanasius, Bischof in Alexandria.

...Als aber der böse Feind seine Schwäche gegenüber dem festen Entschluß des Antonius sah, ja als er merkte, wie er niedergerungen wurde durch seine Festigkeit, zur Flucht gezwungen durch seinen starken Glauben und niedergeworfen durch sein beständiges Gebet, da setzte er sein Vertrauen auf die Waffen "am Nabel seines Bauches", und voll Stolz darauf - denn es sind seine ersten Fallstricke für Jünglinge -, stürmte er heran gegen ihn, den Jüngling; er bedrängte ihn nachts und setzte ihm am Tage so zu, daß auch die, welche den Antonius sahen, den Zweikampf zwischen ihm und dem Teufel bemerkten. Der Teufel gab ihm schmutzige Gedanken ein, Antonius verscheuchte sie durch sein Gebet; jener stachelte ihn an, er aber, gleichsam errötend, schirmte seinen Leib durch den Glauben, durch Gebet und Fasten. Der arme Teufel ließ sich sogar herbei, ihm nachts als Weib zu erscheinen und alles mögliche nachzumachen, nur um den Antonius zu verführen. Dieser aber dachte an Christus und den durch ihn erlangten Adel der Seele, an ihre geistige Art, und erstickte die glühende Kohle seines Wahnes. Dann wieder stellte ihm der böse Feind die Annehmlichkeit der Lust vor, er aber, voll Zorn und Schmerz, erwog bei sich die Drohung des ewigen Feuers und die Plage des Wurmes; dies hielt er ihm entgegen und ging aus den Versuchungen unversehrt hervor. So lief das alles zur Schande für den schlimmen Feind ab. Denn er, der sich vermessen hatte, Gott gleich zu werden, wurde nun zum Spott durch einen jungen Mann, und er, der voll Prahlerei Fleisch und Blut verachtete, wurde überwunden von einem Menschen, der im Fleische lebte. Denn diesem half der Herr, der für uns Fleisch geworden ist und der dem Leibe den Sieg gegen den Teufel gegeben, so daß jeder, der in Wahrheit kämpft, sagen kann: "Nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir"...
Aus: Des Heiligen Athanasius Leben des Heiligen Antonius, aus dem Griechischen übersetzt von Dr. Hans Mertel (= Bibliothek der Kirchenväter Kempten / München 1917)

In Antonius’ Leben zeigt sich die tiefste Berührung zwischen Natur und Gnade. Wo der Mensch in unbeirrter Aszese seine unfreie, begrenzte Natur Gott zum Pfande gibt, da erhält er eine geläuterte begnadete Natur zurück, die zwar dem Leibe nach an gewisse Grenzen gebunden bleibt, aber doch eine bewundernswerte, das Leben geistig umgestaltende Freiheit ihr eigen nennen darf. In dieser Freiheit des konsequenten glaubensmutigen Denkens und der unerschrockenen Hingabe an die Gottes- und Menschenliebe liegt das Vorbildliche der Heiligen für den Alltagschristen. Es tritt ihm aber erst nahe, wenn zuvor kritische Arbeit den Vorhang mystischer Heimsuchungen gelüftet und die Seele eines Heiligen in ihrer starken unbeirrten Haltung gegenüber den schwersten Prüfungen enthüllt hat.

Aus: Die Angriffe der Dämonen auf den Einsiedler Antonius. Ein Beitrag zur Geschichte der Mystik. Von Repetent Dr. Jos. Stoffels, Bonn. 1910


1 Kommentar:

  1. Hier... und auch in einem anderen Blogbeitrag von Dir, wo Du geschrieben hast, dass die (katholische) Kirche wohl davon ausgeht, dass Kinder per se des Teufels sind bis zu ihrer Taufe... wird die Perspektive gewählt, dass der Mensch ein fehlerhaftes Konstrukt ist... sein christlicher Glaube noch das beste an ihm und trotzdem muss er sich permanent für sich entschuldigen... am besten bei Gott.
    Ich stimme dem in so weit zu, als dass ich den Menschen auch für eine brisante Konstruktion halte und nicht sicher bin, ob er seine konzeptionellen Kinderkrankheiten in den Griff kriegen kann. Aber ich würde ihm lieber zurufen wollen: you are the result of 4 billion years of evolutionary success. fucking act like it.

    Das ist natürlich insbesondere dann schwer, wenn man glaubt, dass die Welt 6000 Jahre alt ist...
    http://www.welt.de/wissenschaft/article750227/Die-Erde-ist-ziemlich-genau-6000-Jahre-alt.html

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