Sonntag, 20. Oktober 2013

PONS ASINORUM - ESELSBRÜCKE - Das ST


Esel mögen es nicht, nass zu werden, da hat man ihnen kleine Brücken gebaut, um sie trocken und schnell über Flüsse zu bekommen. Eselsbrücken halt.

Meine erste war: Trenne nie st, denn es tut ihm weh.

Also trennte ich Fen-ster / mei-stens / We-ste / Bau-stahl / Guß-stahl / Mu-ster und natürlich Wach-stube.
Für zusammengesetzte Wörter galt das allerdings nicht immer, zum Beispiel, wenn der zweite Wortteil beim Zusammensetzen sein Anfangs-S verloren hatte. Da weiß ich allerdings kein Beispiel. Oder bei Diens-tag. Aber ansonsten war es eine schöne simple Regel. Oder? 
Die Frankfurter Rundschau schieb am 17.3.2008:
Aber warum eigentlich tat es dem "st" beim Trennen weh?
Das ist tatsächlich eine alte Geschichte. In der noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchlichen Frakturschrift standen das "s" als langes "s" und das "t" auf einem gemeinsamen Druckblock. Das war so üblich, um einerseits Platz, andererseits Kosten zu sparen, denn Druckblöcke aus Blei waren teuer. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum selbst nach der Reform von 1901 "st" weiterhin nicht getrennt werden durfte. Man wollte die alten Druckblöcke schlicht nicht wegwerfen und durch neue, teure ersetzen.

Seit der letzten Rechtsschreibreform trennen wir nun: Fens-ter / meis-tens / As-trologie / Wes-te und am schöns-ten. Auch gut. Trenne nur st, dem tut nix mehr weh. Und der digitalisierte Druck hat ja auch keine Blei-Druckblöcke mehr.

Fas-
t nicht-
s tut
dem s-
t mehr weh.

Allerdings ist auch die herrlich idiotische ck Trennung auf k-k weggefallen, wie schade. Ich liebe unlogische Regeln. Die für Dreifachkonsonanten war auch schön und ist nun fort. Es war einmal Schiffahrt, aber Pappplakat, weil die Konsonanten nur dreifach bleiben durften, wenn ihnen kein Vokal folgte. Heute ist es einfacher, regelrechter, aber nicht mehr so lustig. Sprache ist so ein dickes lebendiges Ding zwischen Logik, Grammatik, Notwendigkeiten, Individualitäten und historisch  gewachsenen Idiosynkrasien (ein neues Wort - Selbst + Mischung, Zusammenmengung = Eigentümlichkeit) und sie zu sehr ordnen zu wollen, scheint mir wie der Versuch, dem Tiger gerade Streifen zu verordnen. Unkraut stört manche, manches Unkraut ist wunderschön.

Zum Beispiel:

Die Jungfer im Grünen, Gretl in der Stauden, Gretchen im Busch, Venushaarige, Braut in Haaren, Damaszener Schwarzkümmel, Damaszener Kümmel und Garten-Schwarzkümmel.

Der Name Gretl in der Stauden spielt auf eine österreichische Sage an, nach der die reiche Bauerntochter Gretl ihrer Liebe zu dem Keuschlersohn Hans auf Wunsch des Vaters entsagen musste. Nachdem sie sich in Sehnsucht nach einander verzehrten, wurden sie in Blumen verwandelt. Während Gretl zur Jungfer im Grünen wurde, wurde je nach Region aus Hans der Vogelknöterich oder die Gemeine Wegwarte, die beide im Volksmund auch den Namen Hansl am Weg tragen.
Dank an Wikipedia


 Die Gemeine Wegwarte

Zugabe:

Regel 168:
Trennungen, die den Leseablauf stören oder den Wortsinn entstellen, sollte man vermeiden.
Man trennt also nach Möglichkeit
Spar-gelder statt Spargel-der
be-inhalten statt bein-halten
An-alphabet statt Anal-phabet

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