Mittwoch, 28. November 2012

Mona Lisa



Warum lächelt diese Frau? Woran denkt sie? Warum nehme ich ihr Lächeln übel?


  Ich war im Louvre, ich und zwei und vier Milliarden andere Touristen, SIE hing 
  hinter dickem, sie fast verbergendem Glas. Keine Ahnung, was ich wirklich gesehen 
  habe oder was mein Kopf mir schon präemptiv suggeriert hat. Die persönliche 
  Begegnung jedenfalls war enttäuschend unbeeindruckend. Aber jetzt, allein am 
  Computer, hinterläßt ihr besserwisserisches Mundwinkelheben, doch eine 
  beunruhigende Wirkung. "Ich weiß etwas, was du nicht weisst.". Was? Das Gefühl 
  kenne ich, der Einzige zu sein, der begreift, was wirklich vorgeht. Und meist liege ich 
  damit völlig falsch. Aber IHR können wir nicht mehr widersprechen. 
  Ärgerlich. Unangreifbare Arroganz oder wirkliche Gewissheit eines 
  herrlichen Geheimnisses?


Zwischen 1503 und1506 - Mona Lisa - La Gioconda zu deutsch: die Heitere, obwohl sie keine Augenbrauen hat

 
  Das Modell: wahrscheinlich, Lisa del Giocondo. Wiki sagt, der deutsche Titel beruht 
  auf einem Rechtschreibfehler, denn Mona leitet sich ab von der italienischen 
  Kurzform Monna (für Madonna ‚Frau‘), ist also kein Vorname, sondern der Titel, mit 
  dem Lisa als Ehefrau (madonna) von Francesco del Giocondo angeredet wurde. 
  Es gibt aber auch zahlreiche andere Theorien, es könnte da Vincis Geliebter sein, 
  Isabella of Naples, Cecilia Gallerani, Costanza d'Avalos, Duchess of Francaville, 
  Isabella d'Este, Pacifica Brandano or Brandino, Isabela Gualanda, Caterina Sforza 
  oder Leonardo selbst. Und weiter: Eine besondere Wirkung bekommt das Bild 
  durch einen Trick Leonardos. Er malte das Bild mit zwei verschiedenen 
  Fluchtpunkten (Perspektiven) – einen für den Hintergrund und einen für die Figur. 
  Dem Betrachter fällt das nicht sofort auf; er hat nur das Gefühl, dass hier irgendetwas 
  nicht stimmt.

 Marcel Duchamp 1919 - l.h.o.o.q. =  èl ache o o qu
Das entspricht ungefähr: Sie hat einen heißen Arsch. 

Wer alles ernst nimmt, was Menschen sagen,
darf sich nicht über Menschen beklagen.
Alles Reden ist meist nur Gered.
Weiß man erst, was dahinter steht,
läßt man's klappern wie die Mühlen am Bach
und geht stillfein in sein eigen Gemach.

Christian Morgenstern

Andy Warhol 1963 - Dreissig sind besser als eine

Das Lächeln der Mona Lisa

Ich kann den Blick nicht von dir wenden.
Denn über deinem Mann vom Dienst
hängst du mit sanft verschränkten Händen
und grienst.

Du bist berühmt wie jener Turm von Pisa,
dein Lächeln gilt für Ironie.
Ja ... warum lacht die Mona Lisa?
Lacht sie über uns, wegen uns, trotz uns, mit uns, gegen uns –
oder wie –?

Du lehrst uns still, was zu geschehn hat.
Weil uns dein Bildnis, Lieschen, zeigt:
Wer viel von dieser Welt gesehn hat –
der lächelt, legt die Hände auf den Bauch und schweigt.
 
Theobald Tiger
Die Weltbühne, 27.11.1928, Nr. 48, S. 819

3 Kommentare:

  1. Genau!
    Ich konnte die Alte noch nie leiden. Tut so, als wüsste sie was über mich. Dabei hat die keinen Schimmer von mir. Und überhaupt. Von gar nichts. Und damit kommt die nun durch. Seit Jahrhunderten. So einfach ist das, Leute zu beindrucken. Vieldeutig lächeln. Basta. Und wer sagt, was er denkt, sitzt fein in der Patsche.
    Oh wie ungerecht!

    AntwortenLöschen
  2. Wunderbarer Kommentar!!! Danke!
    Ich habe sie nie im Original gesehen... aber ich mochte den Hype nie, der um dieses Bild gemacht wird, die Superlative, die ihm untergejubelt werden und die Forschung, die seinem mystischen Geheimnis zuteil wird. Das einzige, was ich ihm zugute halte ist, dass dieses Werk tatsächlich eine Wirkung hat in seinen Betrachtern - durchaus keine Selbstverständlichkeit.
    Ich fand ihr Lächeln immer ein bißchen durchtrieben, sehr auf Wirkung geposed und trotzdem nicht helle.
    Aber sie hält die Leute auf Trab. Erst gestern las ich, dass Forscherinnen nun die Hintergrundlandschaft lokalisiert haben wollen - http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/mona-lisa-landschaft-im-hintergrund-von-da-vinci-gemaelde-entdeckt-a-869579.html
    Na isses nicht ein Wahnsinn...
    Und eine schweizer Stiftung bringt eine ältere Mona Lisa ins Spiel... http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/mona-lisa-stiftung-praesentiert-angebliches-zweites-bild-von-da-vinci-a-858302.html
    ...ohne Perspektivverschiebung so richtig dröge und flach.
    Meine Theorie ist: ihr Geliebter hatte 'ne Menge Kohle, Leonardo brauchte etwas sponsoring (oder einflußreiche Fürsprecher, weil seine antomischen Kenntnisse höchstwahrscheinlich ja nun auch nicht besonders Kirchenkonform erworben worden sind) und hat getan was Künstler manchmal tun müssen... und die Geliebte portraitiert. Und damit ihm das nicht so langweilig wurde hat er mit den Perspektiven gespielt.
    Übrigens haben Scans ergeben, dass die Dame ursprünglich wohl doch Wimpern und Augenbrauen hatte - und eine Decke auf den Knien.
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/gemaeldeuntersuchung-decke-auf-knien-der-mona-lisa-entdeckt-a-513315.html
    Ne Frostbeule war sie also auch noch...

    AntwortenLöschen
  3. Außerdem braucht man eigentlich nur 8 Sekunden um sie zu malen...
    ... wenn man ein Mythbuster ist... und ganz viele Paintballkügelchen hat...

    http://www.youtube.com/watch?v=8QLbCTY3miM&feature=related

    ...meine Lieblingsspielkinder bei der Rekonstruktion der Mona Lisa...

    AntwortenLöschen