Donnerstag, 1. November 2012

Skyfall, ein Kammerspiel




SKYFALL - Himmelssturz


Wie bist du vom Himmel gefallen / du schöner Morgenstern? Wie bist du zur Erden gefellet / der du die Heiden schwächtest?
Jesaja

Null Null Sieben

Bond, James Bond. 
Geschüttelt, nicht gerührt.

Regie: Sam Mendes -
Daniel Craig, Judy Dench, Albert Finney und Javier Bardem und ein altbekannter Überraschungsgast 


Sicher, sicher gibt es gigantische, haarsträubende, atemberaubende Actionszenen und die notwendigen Bondgirls, Martinis werden getrunken, und natürlich Heineken, es wird geballert, geknallt, geprügelt, gerannt, gerammt, gestürzt und geküßt, aber in seinem Kern ist dieser Bondfilm ein Kammerspiel. 


Ohne jeden Hochmut gegenüber dem eigenen Genre, nutzen die Macher BOND, um mit ihm verwegenen Spaß zu haben, indem sie mit den uns wohlbekannten Chiffren jonglieren, sich ironisch durch die Filmgeschichte zitieren und gleichzeitig den Kampf des alten Kerls, (Die Reihe ist jetzt 50!) ums Überleben in einer schnelleren,
veränderten und verwirrenden Welt durchspielen.


In den ersten 40 Minuten des Films wirkt Daniel Craig wie ein stark gealterter, ausgebrannter, wenn auch immer noch gutgebauter ehemaliger Soldat, und auch später spürt man immer wieder die Erschöpfung seines langen Superheldenlebens, eine intelligente Geschichte über das Altwerden und wie schwer es ist mit den eigenen ehemals gutbegründeten Entscheidungen zu leben. 

Gut ist da wo wir sind und böse ist dort, geht nicht mehr. Die Guten sind böse für eine mehr und mehr verschwimmende gute Sache. Die Bösen wären gerne gut und sind so böse, weil es ihnen verwehrt wird.
Und die Schauspielerei ist einfach großartig. Auch weil Mendes den Spielern Auftritte baut, ihnen Raum gibt, Überraschungen zuläßt und provoziert.
Craig gibt den weißen Clown, die Folie für die Kapriolen von Judy Dench und Javier Bardem. Im Englischen gibt es dafür den schönen Begriff: "straight man", der der die Vorlagen für die Witze der anderen liefert. Er spielt fast nichts, aber wie er das tut, ist toll. Judy Dench, winzig, zart und weißhaarig erlaubt sich entschuldigungslose Kälte und schießt ihre Texte scharf. Albert Finney ist schottischer als es die Polizei erlaubt. Und dann Javier Bardem - schwer zu beschreiben, er setzt Haltungsdreher, wo man sie nicht vermutet, er trägt wiederum eine der abartigsten Perücken, die ich je gesehen habe und schafft es dich in atemloser und doch amüsierter Spannung zu halten, wo die Figur als nächstes hinkippt.
Nach einem der hirnrissigsten Kämpfe des Films (Zitat: Jurassic Park) schlendert Bond aus dem Bild mit dem hingeworfenen Satz: " That's the circle of life." (Der Lion King läßt grüßen.)
Die letzte halbe Stunde fokussiert praktisch nur noch auf die vier zentralen Figuren, im Hintergrund brennt es, vorn wird seziert. Und hier schafft der Film etwas Erstaunliches, er erzählt die Geschichte der gefallenen Engel, ohne die bondeigene Ironie zu verlieren und in den befürchteten Kitsch abzudriften.

Und wie Javier Bardem sterben spielt, und ... Mehr sage ich nicht, um den Spaß am Gucken nicht zu verderben.




Ein glücklicher Kinoabend, ich habe bekommen, was ich erwartet habe, nur besser.


P.S. Ralph Fiennes spielte auch mit, der wird es sehr schwer haben!

 

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