Freitag, 10. August 2012

Weltmäusetag - Der Gerechtigkeit halber


Von Mäusen und Menschen
 
1972 veröffentlichte Art Spiegelman, ein amerikanischer Cartoonist, im Magazin "Lustige Tiere" ("Funny Animals") einen dreiseitigen Comic-Strip über die beängstigenden Gutenachtgeschichten, die sein Vater Vladek, ein polnischer Jude und Überlebender der Hölle von Ausschwitz, ihm über das Leben in der alten Heimat während des Krieges erzählt hatte. Spiegelman zeichnete die Juden als Mäuse und die Deutschen als Katzen. Das später veröffentlichte erste Mausbuch hat den Titel: "Mein Vater kotzt Geschichte aus"
Gefangen: der Mann in der 'Maus' -Maske aus 'MetaMaus' © Art Spiegelman
“Micky Maus ist das schändlichste Vorbild, das je erfunden wurde … Das gesunde Empfinden sagt jedem denkenden Heranwachsenden und jedem rechtschaffenen Jüngling, dass dieses ekelhafte, schmutzige Ungeziefer, dieser größte Bakterienüberträger im ganzen Tierreich niemals ein vorbildliches Tier sein kann … Schluss mit der Verrohung der Völker durch die Juden! Nieder mit Micky Maus! Tragt das Hakenkreuz!” Zeitungsartikel, Pommern, Mitte der 30er Jahre.
 © Art Spiegelman
Bernhard und Bianca, die Maus aus der Sendung mit derselben, Disneys Mickey Mouse, Feivel der Mausewanderer, Tom und Jerry, Art Spiegelmans jüdische Mäuse und mein persönlicher Liebling: Speedy Gonzales, die schnellste Maus von Mexiko, die Zahl der kulturell einflußreichen Mäuse ist verblüffend, dabei sollten die Mäuse in Portemonnaie und auf der Bank nicht unerwähnt bleiben. Mausi ist ein beliebter Kosename, Mäuschen desgleichen. Andererseits ge- und mißbrauchen wir millionenfach Mäuse in Laboratorien zur Erforschung lebenswichtiger Medikamente und zum Testen alberner Lippenstifte.

Meine Katze Emma hat mir oft, als Zeichen ihrer Zuneigung, zauberhafte besonders kleine Feldmäuse zum Geschenk gemacht und aus mädchenhafter Zickerei habe ich ihre Gaben unter leichtem Kreischen immer wieder abgewiesen.

Und weil halt die MAUS keinen internationalen Feiertag bekommen hat, widme ich ihr diesen heutigen Blog.

Eine St. Andrews Strand Maus

Das folgende Gedicht ist die Quelle für Steinbeck's Romantitel "Von Mäusen und Menschen".

An eine Maus, die er mit ihrem Neste aufgepflügt hatte.

Klein, furchtsam Tierchen! welch ein Schrecken
Erfüllt dein Brüstchen, so durch Hecken
Und Furchen dich zum Lauf zu strecken?
Bleib! nicht so jach!
Nicht setz' ich mit dem Pflügerstecken
Grausam dir nach!

Der Mensch – betrübt gesteh' ich's ein! –
Brach der Natur geselligen Reih'n!
Mißtrauisch drum fliehst du feldein:
Voll Frucht, dir schade
Dein armer Mitgeschaffner – dem
Staubkamerade! *

Mag sein, du gehst auf Diebstahl aus;
Gut! mußt ja leben, kleine Maus!
Manchmal vom Schock ein Ährchen kraus
Ist klein Begehren!
Der Rest bringt Segen mir ins Haus –
Ich kann's entbehren!

Dein klein arm Häuschen auch zerstört!
Sein töricht Dach der Sturm durchfährt!
Und nirgend Grün mehr, neuen Herd
Dir zu begründen!
Da Christtag bald die Fluren kehrt
Mit eis'gen Winden!

Du sahst die Felder öde schier,
Den langen Winter vor der Tür,
Und sprachst: »Geschützt und kosig hier
Halt' ich es aus!«
Als, krach! die böse Pflugschar dir
Grad fuhr durchs Haus!

Von Laub und Stroh dein Nestchen klein,
Manch mühsam Knuspern trug's dir ein!
Und nun mußt du vertrieben sein
Für all' dein Müh'n,
Und mußt hinaus in nasses Schnei'n
Und Rauhfrost zieh'n!

* Doch, Mäuschen, mehr schon ist zerronnen
In nichts, was Vorsicht klug ersonnen!
Was Mäuse und Menschen fein gesponnen,
Geht scheitern oft,
Und läßt uns Gram nur statt der Wonnen,
Die wir gehofft!

Doch bist du glücklich gegen mich!
Die Gegenwart nur kümmert dich:
Doch, o! des Pfads, wenn rückwärts ich
Mein Auge schlage!
Und vor mir, türmt auch Dunkel sich,
Ahn' ich und zage!

Robert Burns
Übersetzung Ferdinand Freiligrath

* Fürwahr mich dauert des Menschen Herrschaft
die zerbrach die natürliche Gemeinschaft
und die bestätigt die üble Meinung
die dich erschrecken läßt
über mich, mein armer erdbürtiger Genosse
und Bruder im Tode.

Übersetzer unbekannt

3 Kommentare:

  1. Die Maus von Heinz Erhard

    Es wollte eine kleine Maus
    - im Keller wohnhaft - hoch hinaus;
    und eines Nachts, auf leisen Hufen,
    erklomm sie achtundneunzig Stufen
    und landete mit Weh und Ach
    ganz oben, dicht unter dem Dach.
    Dort wartete bereits auf sie
    die Katze, namens Doremi. -

    Kaum, daß das Mäuslein nicht mehr lebte,
    geschah's, daß eine Fledermaus
    ein paarmal um die Katze schwebte,
    zur Luke flog und dann hinaus.
    Da faltete die Katz', die dreiste,
    die Pfoten und sprach: "Ei, wie süß!
    Da fliegt die Maus, die ich verspeiste,
    als Engelein ins Paradies!"

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  2. Eine Maus, nicht größer als mein Daumen, hatte die Macht, zwei erwachsene Menschen um ihre erste Nacht im gerade erworbenen Sommerhaus zu bringen.
    Erfolgloser Aktionismus, Scherben, Aufräumen, Streit, erneut aufflackernder Aktionismus, bis es hell wurde.

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  3. Ich habe einmal einige Wochen als Gast-Bewohner eines Apartments zugebracht, das auch Heimstatt unzähliger Mäuse war. Die von Verwandten geliehene Katze zog es vor ängstlich hinter der Waschmaschine zu kauern, anstatt ihrem Ruf als Katze Ehre zu machen. Aufwachen und in die interessierten Augen einer Maus zu schauen, ist nicht schön.

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