Mittwoch, 23. Mai 2012

Semele - eine Händeloper


Semele, griechische Sagengestalt, trifft auf deutschen Komponisten, Georg Friedrich Händel, der in England lebte und Barockopern schrieb, obwohl dieses Werk, 1744 komponiert, wohl eher als Oratorium gedacht war, und wird dann von einem chinesischen Regisseur, Zhang Huan, auf die Bühne gezaubert, 2012, in Toronto in Kanada, japanische Sumo-Ringer treten auch auf.

Bis auf die dämlichen Pappsteine, die in dieser Szene herumlagen, ist es wirklich ein tolles Bühnenbild.

Das Bühnen-Bild und es ist wirklich bildhaft, besteht aus einem 450 Jahre alten chinesischen Tempel, der während der Kulturrevolution als Getreidelager diente und später einer armen Familie von Aal-Verkäufern als Wohnung. Der Ehemann erschoß den Liebhaber der Frau und wurde dafür hingerichtet. Die Frau verkauft das hölzerne Gebäude, um ihrem Sohn ein Haus bauen zu können, dass anziehender für eine künftige Ehefrau ist. Die Holzstruktur steht jetzt in der Oper auf der Bühne. Drama Nº 1.

Semele liebt Jupiter, soll aber, nach dem Willen ihres Vaters Kadmos, Prinz Athamas heiraten, den wiederum ihre Schwester Ino liebt. Jupiter schreitet ein: Blitz, Adler greift Semele, alle sind verwirrt. Juno ist, natürlich, eifersüchtig, wie jedesmal, und plant Rache. Semele liebelt mit Jupiter, ihre Schwester kommt zu Besuch. Juno weckt derweil den Gott des Schlafes, Somnu, gibt ihm komplizierte Anweisungen und bietet ihm im Gegenzug eine junge Frau, in die er vernarrt ist, an. Somnus stimmt zu, macht Jupiter durch einen Traum, liebeswahnsinnig nach Semele, so dass er ihr jeden Wunsch erfüllen wird. Juno, in der Gestalt der Schwester Ino, erscheint bei Semele und reicht ihr einen Spiegel:

"Ich werde mich selbst anbeten,
Wenn ich darauf bestehe zu schauen.

"Myself I will adore
If I insist in gazing."

Fast acht Minuten lang nur diese zwei Zeilen, wunderbar, und was die Hauptdarstellerin, Jane Archibald, derweil auch noch spielt, ist herrlich.
Jedenfalls, Semele wünscht sich Jupiter in seiner wahren Gestalt zu sehen, er warnt sie zwar vor der Tödlichkeit dieses Anblicks, willigt aber unter der Macht des Zaubertraumes ein. Semele schaut und stirbt. Drama Nº2.

Der Regisseur ersetzt den Widergutmachungschor am Ende durch die gesummte "Internationale", verstehen tue ich es nicht, aber drei Stunden war ich fasziniert.

Barockopern sind von solcher realitätsfernen Künstlichkeit, dass sie als Folie, Einbettung oder Sprungtuch für Vieles dienen können. Hier treffen Traditionslinien aufeinander, die sich nie mischen, und sich doch stützen, komplementieren.

Ach ja, Semeles Asche wird Gott Bacchus hervorbringen.

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