Dienstag, 15. Mai 2012

Oper im Kino - Romeo et Juliette


"Romeo et Juliette" von Hector Berlioz ist eine, wie der Komponist es nannte, dramatische Sinfonie, oder schöner klingend Symphonie, 1839 uraufgeführt, das Libretto schrieb Émile Deschamps. Die Komposition wurde durch ein Geldgeschenk von Paganini ermöglicht, 20.000 Franc für den Mann vor dem er niederkniete und ihn Beethovens Erben nannte.

Doch genug davon, das eigentlich Umwerfende des heutigen Abends war, dass ich im Kino "International" in Berlin die Liveübertragung einer Vorstellung der Pariser Nationaloper sehen konnte, dass heißt ich und die Besucher in noch 230 anderen Kinos weltweit. 
Der Kinovorhang öffnet sich und man sieht den Zuschauerraum des Opernhauses und genau wie hier im Kino füllen sich langsam die Reihen, ein bisschen Vorinformation, ein offensichtlich vorab aufgenommenes Interview mit Sasha Waltz, denn sie sitzt jetzt auch hier im Kino, und dann beginnt die Vorstellung. Im übrigen wurde in der Oper mehr gehustet, als bei mir im Kino.
Aber der technische Vorgang selbst hat mich sehr beeindruckt. Ist das toll, oder was? Zweimal gab es kleine technische Pannen, aber das hat nur die Spannung erhöht. Sicher manchmal hätte ich mir mehr Totalen gewünscht und du kannst halt nicht selbst den Blickkonzentrationspunkt wählen, aber das Livegefühl ist trotzdem da.
Die New Yorker Metropolitan Opera hat sich das wohl als erste ausgedacht, und so können Leute in Städten ohne Oper oder einfach weit weg für bezahlbare Kartenpreise große Inszenierungen sehen. Ich finde das großartig.
Applaudieren fühlt sich allerdings merkwürdig an, da die, für die man klatscht, einen ja nicht hören können, aber wir hatten ja Frau Waltz.

 Das ist der "echte" Balkon in Verona

 Und das die "echte" Julia ebenda

Zum Abend selbst: schön, für mich, ein wenig zu schön. Der Bürgerkrieg, der wie ein Schatten über oder unter dem Stück liegt, war kaum zu spüren, so wie auch die Extreme der Verzweiflung. Da blieb es halt ein bisschen kühl.
Viele Tänzer, ein riesiger Opernchor und drei Sänger in sehr formalen Kostümen in Schwarz und Weiß, die Bühne ebenso streng.
Über Romeo und Julia gibt es wohl nichts mehr Neues zu sagen, Liebe ist schön, Sterben ist traurig und wäre die Welt doch besser; aber das Pas de Deux der beiden Liebenden war hinreißend. Ein Tänzer ist hingefallen und die Synchronität des Corps de Ballet war nicht berauschend. Ein paar vom Chor haben in die Kamera geguckt.

Ein kleiner Ausschnitt mit Aurelie Dupont und Hervé Moreau
http://www.youtube.com/watch?v=g7sOPvILpuU

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