Montag, 23. April 2012

Respekt


Bei allem Respekt...
Respekt, mein Herr!
Respektive
Respektvoll
Grenzen respektieren

  
"Respekt haben, lässt sich aus respicere ableiten, bedeutet auch, zu sehen. Das Verb sehen steht 
an dieser Stelle synonym fur Wahrnehmen. Jemanden zu respektieren heißt nämlich an allererster Stelle einmal, ihn Wahr zu nehmen." **

Was für eine wunderbare Aussage über ein mit unschöner Regelmäßigkeit mißbrauchtes Wort. 
"Haste keinen Respekt?", auch gern als "Reschpäkt" intoniert, wird da gleichgesetzt mit Angst haben. Schau mich an und zittere. Ich bin größer, stärker, rücksichtsloser, also respektloser als du."
Respekt ist aktiv, Toleranz, was mit Erdulden übersetzt werden kann, passiv. 
Um jemanden zu respektieren, muß ich ihn ansehen, ja, sogar im Vorwärtsschreiten, 
zurücksehen, den Eindruck, den ich beim ersten Hinschauen hatte, also überprüfen.
Jemanden zu respektieren, heißt nicht notwendigerweise, ihn zu mögen. 
Im Gegenteil, wenn ich jemanden wirklich genau betrachtet habe, kann ich, vorurteilsfrei, weil zurückblickend, die Entscheidung treffen, ihn NICHT zu tolerieren, mit allem Respekt.

R-E-S-P-E-C-T
Find out what it means to me
R-E-S-P-E-C-T
Take care ... TCB (Taking care of business)
Otis Redding

Hier in der Version von Aretha Franklin!!!

Als erstes im Bankgeschäft lernt man den Respekt vor der Null. (Carl Fürstenberg)

Der Zoologe von Berlin

Hört ihr Kinder, wie es jüngst ergangen
Einem Zoologen in Berlin!
Plötzlich führt ein Schutzmann ihn gefangen
Vor den Untersuchungsrichter hin.
Dieser tritt ihm kräftig auf die Zehen,
Nimmt ihn hochnotpeinlich ins Gebet
Und empfiehlt ihm, schlankweg zu gestehen,
Daß beleidigt er die Majestät.
Dieser sprach: »Herr Richter, ungeheuer
Ist die Schuld, die man mir unterlegt;
Denn daß eine Kuh ein Wiederkäuer,
Hat noch nirgends Ärgernis erregt.
Soweit ist die Wissenschaft gediehen,
Daß es längst in Kinderbüchern steht.
Wenn Sie das auf Majestät beziehen,
Dann beleidigen Sie die Majestät!
Vor der Majestät, das kann ich schwören,
Hegt ich stets den schuldigsten Respekt;
Ja, es freut mich oft sogar zu hören,
Wenn man den Beleidiger entdeckt;
Denn dann wird die Majestät erst sehen,
Ob sie majestätisch nach Gebühr.
Deshalb ist ein Mops, das bleibt bestehen,
Zweifelsohne doch ein Säugetier.
Ebenso hab vor den Staatsgewalten
Ich mich vorschriftsmäßig stets geduckt,
Auf Kommando oft das Maul gehalten
Und vor Anarchisten ausgespuckt.
Auch wo Spitzel horchen in Vereinen,
Sprach ich immer harmlos wie ein Kind.
Aber deshalb kann ich von den Schweinen
Doch nicht sagen, daß es Menschen sind.
Viel Respekt hab ich vor dir, o Richter,
Unbegrenzten menschlichen Respekt!
Läßt du doch die ärgsten Bösewichter
In Berlin gewöhnlich unentdeckt.
Doch wenn hochzurufen ich mich sehne
Von dem Schwarzwald bis nach Kiautschau,
Bleibt deshalb gestreift nicht die Hyäne?
Nicht ein schönes Federvieh der Pfau?«
Also war das Wort des Zoologen,
Doch dann sprach der hohe Staatsanwalt;
Und nachdem man alles wohl erwogen,
Ward der Mann zu einem Jahr verknallt.
Deshalb vor Zoologie-Studieren
Hüte sich ein jeder, wenn er jung;
Denn es schlummert in den meisten Tieren
Eine Majestätsbeleidigung.

Frank Wedekind, Die vier Jahreszeiten

"Auch wenn der Terminus „Respekt“ letztlich lateinischen Ursprungs ist, taucht er in seiner heutigen Bedeutung erst im 17. Jahrhundert im europäischen Sprachgebrauch auf:
Das deutsche Substantiv „Respekt“, was auch Achtung, Hochachtung, Ehrerbietung, Ehrfurcht oder Scheu meinen kann, ist ursprünglich dem französischen respect entlehnt, was auf das lateinische Abstraktum respectus, (Rücksicht, Zurückblicken) von respicere (respectum) zurückgeht. Respicere wiederum bedeutet so viel wie Rücksicht nehmen, sich nach etwas umsehen, zurücksehen. Hierin steckt das Verb spicere: Sehen." **

** Zitate aus:
Respekt und Wertewandel bei Richard Sennet; 
Hauptseminar: „Werte und Werteentwicklung in Familie, Schule und Gesellschaft“
 



1 Kommentar:

  1. Respekt, Akzeptanz, Toleranz - nur scheinbar sind die Unterschiede fein. Da kann eine freundlich gedachte Bemerkung schnell zur Demütigung werden.

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