Mittwoch, 23. November 2011

Schnee und Schnee und Schnee


Wilson Alvyn "Snowflake" Bentley

Wilson Bentley geboren am 9. Februar 1865 in Jericho/Vermont, gestorben, passenderweise, im tiefsten Winter am 23. Dezember 1931, war Schneephotograph. Er erfand eine Methode, Schneeflocken auf schwarzem Samt einzufangen und sie dann unter dem Mikroskop zu photographieren, bevor sie schmolzen. Er fotografierte im Laufe seines Lebens mehr als 5.000 Schneekristalle und stellte die Behauptung, dass es keine zwei identischen Schneeflocken gäbe, auf, die allerdings 1988 von einer amerikanischen Forscherin widerlegt wurde, die in einem Artikel die Photos zweier völlig übereinstimmender Schneekristalle veröffentlichte.
Gefrorne Tränen
Gefrorne Tropfen fallen
Von meinen Wangen ab:
Und ist's mir denn entgangen,
Daß ich geweinet hab?

Ei Tränen, meine Tränen,
Und seid ihr gar so lau,
Daß ihr erstarrt zu Eise,
Wie kühler Morgentau?

Und dringt doch aus der Quelle
Der Brust so glühend heiß,
Als wolltet ihr zerschmelzen
Des ganzen Winters Eis.

Wilhelm Müller aus: Die Winterreise

Ein Schneekristall

Der Lindenbaum

Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immerfort.

Ich mußt auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
»Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst du deine Ruh!«

Die kalten Winde bliesen
Mir grad ins Angesicht,
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von jenem Ort,
Und immer hör ich's rauschen:
Du fändest Ruhe dort!

Wilhelm Müller ebenda

Letzte Hoffnung
 
Hier und da ist an den Bäumen 
Noch ein buntes Blatt zu sehn, 
Und ich bleibe vor den Bäumen 
Oftmals in Gedanken stehn.

Schaue nach dem einen Blatte, 
Hänge meine Hoffnung dran; 
Spielt der Wind mit meinem Blatte,
 Zittr' ich, was ich zittern kann.

Ach, und fällt das Blatt zu Boden, 
Fällt mit ihm die Hoffnung ab, 
Fall ich selber mit zu Boden,
 Wein' auf meiner Hoffnung Grab.

Wilhelm Müller ebenda


Der stürmische Morgen

Wie hat der Sturm zerrissen
 Des Himmels graues Kleid! 
Die Wolkenfetzen flattern 
Umher in mattem Streit.

Und rote Feuerflammen 
Ziehn zwischen ihnen hin.
 Das nenn ich einen Morgen 
So recht nach meinem Sinn!

Mein Herz sieht an dem Himmel 
Gemalt sein eignes Bild 
Es ist nichts als der Winter, 
Der Winter kalt und wild!

Wilhelm Müller ebenda

4 Kommentare:

  1. Kate Bush "50 words for snow" http://vimeo.com/32154814
    "Fräulein Smillas Gefühl für Schnee" von Peter Hoeg

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  2. Ich bemerke, dass ich Wilhelm Müller bisher nur in Verbindung mit Schuberts Musik wahrgenommen habe. Jetzt lese ich erstaunt romantische Gedichte, die einen eigenen Zauber haben. Trotzdem. Was mir hier in manchen Versen direkt sentimental scheint, greift mit Schuberts Musik doch viel tiefer.

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  3. Der Schnee beginnt zu treiben
    Wer wird denn da bleiben?
    Da bleiben, wie immer so auch heut
    Der steinige Boden und die armen Leut.

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  4. barfuss die dünne schneedecke schmelzen,
    wenn das herz brennt

    ich liebe den Winter

    Komm setz Dich ans Fenster
    Du Lieblicher Stern

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