Samstag, 23. Juli 2011

Rilke - Weil es so sehr regnet

Einsamkeit
 
Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen;
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.

Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:

dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen...
 
Rainer Maria Rilke

Giacometti - Henri Cartier-Bresson
Another rainy day - Henri Cartier-Bresson
Henri Cartier Bresson
Henri Cartier-Bresson’s ‘Behind the Gare St. Lazare 



1 Kommentar:

  1. Ja. Regen macht melancholisch. Regen macht schlechte Laune. Regen macht müde. Manchmal mitleidig. Manchmal schadenfroh.
    Aber Regen ist auch ein dramatischer Katalysator für Begegnungen mit ungewissem Ausgang. Menschen rammen die Speichen ihrer Schirme ineinander, wollen mit einem Sprung auf derselben Insel in der Riesenpfütze landen. Im Regen weicht die Eitelkeit der Funktionalität.Richtige Gesichter statt Dekoritionen. Choreographien und Bewegungsmuster variieren. Erwachsene werden elastisch, sie winden sich in bizarren Drehungen, sie rennen diagonal oder in Bögen statt geradeaus oder rechtwinklig. Sie hopsen sogar. Scheißwetter, sagen sie, aber manche lachen dabei.

    Es regnet,es regnet,
    die Erde wird nass.
    Wir sitzen im Trocknen,
    was schadet uns das.

    Es regnet, es regnet,
    es regnet seinen Lauf.
    Und wenn's genug geregnet hat,
    dann hört's von selber auf.

    AntwortenLöschen