Samstag, 23. Juli 2011

Henri Cartier-Bresson - Kinder und noch mehr Kinder

"Ups! Der Moment! Einmal verpasst, ist er für immer verloren."
"Oops! The Moment! Once you miss it, it is gone forever."

Andalusien 1933

1908 bis 2004, geboren in Frankreich in Chanteloup-en-Brie, Seine-et-Marne und in Paris aufgewachsen, als Sohn wohlhabender Eltern, der Vater besaß eine Stofffabrik (3f!), die Eltern der Mutter waren Baumwollhändler aus der Normandie. Er nannte sie "sozialistische Katholiken". 
Henri studierte Malerei bei verschiedenen Pariser Malern und später in Cambridge noch ein Jahr englische Literatur, er arbeitete im Photostudio eines vormalig kubistischen Malers, und war fasziniert von Breton und den Surrealisten. "Geprägt haben mich nicht die surrealistischen Gemälde, die ich zu nüchtern fand, sondern die Konzeptionen Bretons, die mir sehr gut gefielen: die Rolle des spontanen Ausdrucks und der Intuition und, vor allem, die Haltung der Revolte... in der Kunst, aber auch im Leben."
Berlin 1962

"Das eine Auge des Photographen schaut weit geöffnet durch den Sucher, das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele."  
Kinder in Sevilla, Spanien
Er photographierte fast ausschließlich mit (s)einer LEICA und einem 50mm Objektiv
(Leica III and M3 und 50mm Elmar/Summicron), später auch mit anderen Leica Versionen. Seine erste Leica kaufte er 1932 in Marseilles. 
Truman Capote begleitete ihn 1946 einmal bei Aufnahmen, er beschrieb ihn so: "tanzend auf dem Pflaster wie eine aufgeregte Libelle, drei Leicas schwingend an Riemen um seinen Hals, eine vierte an sein Auge gedrückt: click-click-click (die Kamera scheint ein Teil seines Körpers zu sein) mit freudiger Intensität den Auslöser drückend..."
"dancing along the pavement like an agitated dragonfly, three Leicas swinging from straps around his neck, a fourth one hugged to his eye: click-click-click (the camera seems a part of his own body) clicking away with joyous intensity . . . "

Das Auktionshaus Christie's hat im Juni 1998 eine Leica M6 Cartier-Bresson im originalen Louis Vuitton Koffer (no. 22-8-1908) für 25 300 £ versteigert.

Dessau 1945
1952 hat Bresson ein Buch mit dem Titel "der entscheidende Moment" mit Photographien und einen Essay zu seinen Vorstellungen zur Photographie veröffentlicht, der Titel bezieht sich auf einen Ausspruch des französischen Kardinals Retz aus dem 17. Jahrhundert: " Es gibt nichts auf der Welt, das nicht einen entscheidenden Moment hätte."

Den Umschlag hat Henri Matisse gestaltet, der französische Original-Titel war: "Images à la sauvette", in etwa übersetzt mit "Bilder auf die Schnelle".
„Man nähert sich auf leisen Sohlen, auch wenn es sich um ein Stillleben handelt. Auf Samtpfoten muss man gehen und ein scharfes Auge haben. … Kein Blitzlicht, das versteht sich wohl, aus Rücksicht vor dem Licht, selbst wenn es dunkel ist. Andernfalls wird der Photograph unerträglich aggressiv. Das Handwerk hängt stark von den Beziehungen ab, die man mit den Menschen herstellen kann. Ein Wort kann alles verderben, alle verkrampfen und machen dicht.“  
UdSSR

UdSSR 1954
"Photographieren bedeutet den Kopf, das Auge und das Herz auf dieselbe Visierlinie zu bringen. Photographieren, das ist eine Art zu schreien, sich zu befreien… Es ist eine Art zu leben."
Madrid 1933
Zusammen mit seinen Kollegen Robert Capa, David Saymour und George Rodger gründete Cartier-Bresson am 27. April 1947 in Paris die Fotoagentur und Fotografenagentur Magnum, eine Kooperative, die im Besitz der Mitglied seienden Photographen war und auch heute noch ist.
«Wir wollen uns nicht zu den Domestiken der Presse machen lassen und uns auch unsere Themen selbst aussuchen, was zu dieser Zeit einer Revolution gleichkam.»
Italien 1951
China 1959

Paris Gallerie Lafayette 1967
Bresson komponierte seine Photos im Sucher, nicht in der Dunkelkammer. Sie wurden fast immer in voller Größe gedruckt und blieben "unbeschnitten" und er ließ einen Rand von ca.1mm des unbelichteten Negativs um die Bildfläche herum, so dass das gedruckte Photo dann einen dünnen schwarzen Rand hatte.


Rue Mouffetard, Paris 1954

"Photographieren ist wie Bogenschiessen:
richtig zielen, schnell schiessen, abhauen."

6 Kommentare:

  1. Alexander Höchst24. Juli 2011 um 00:59

    Bekomme ich noch einen. Ich weiß, es ist töricht. Ich starre immer wieder auf das Billd, es hilft nicht. Es ist vorbei. Es ist tot. Nichts ist wahr. Hier in meinem Kopf. Er ist voll davon, voller Berührungen ohne Geruch, Worte ohne Sinn, Blicke ohne Halt, Bewegungen ohne Raum. Aber es ist da. Ich kann nicht davon lassen. Schon gut, ich zahle. Wofür eigentlich... Ich gehe. O, fast hätte es vergessen. Gute Nacht.

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  2. Guten Morgen, lieber Alexander, Du magst Literatur. Du weißt, da begegnet uns immer wieder das Motiv: Jüngling am Scheideweg. Ein gutes Bild, habe ich oft gedacht. Wenn der eine Moment unwiederbringlich verloren ist, wenn der eine Weg verschüttet ist, ist es vielleicht möglich, den Schutt von dem einen Weg zu sortieren und dann zu räumen. Vielleicht lohnt es auch, einen anderen zu betreten, den anderen Moment zu suchen, mit Sehnsucht und Hoffnung. Und Risiko.

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  3. Alexander Höchst24. Juli 2011 um 15:15

    Hängt mein Herz an dem Foto? Wenn ja, ist es bittersüß, schal oder grauenvoll, es ansehen zu müssen. Hängt es nicht daran, kann es Genuss, Trost, Freude oder auch Erkenntnis bringen. Das Glück des Fotografen ist nicht mein Glück, auch wenn ich selbst den Auslöser drückte. In dem Fall ist das Glück des Momentes in mir verflogen. Se la vi... bis zum nächsten Moment.

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  4. Guten Tag,
    Ich habe einen Zweiffel. Ich glaube nicht dass das Bild der Mauer aus Ost-Berlin stammt, eher West-Berlin.
    Freundliche Grüsse

    http://www.lesauterhin.eu/

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  5. Eigentlich vermute ich, dass Sie Recht haben. Aber den Titel habe ich gefunden, allerdings nur einmal. Logisch wäre natürlich West-Berlin.

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  6. Noch als Zusatz Information:
    http://pacoelviraenglish.blogspot.com/2010/04/mystery-of-cartier-bressons-missing.html

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