Freitag, 15. Juli 2011

Francesco Petrarca - Martin Opitz - Sonett XXI


SONETT XXI

Ist Liebe lauter nichts / wie daß sie mich entzündet?
Ist sie dann gleichwol was / wem ist ihr Thun bewust?
Ist sie auch gut vnd recht / wie bringt sie böse Lust?
Ist sie nicht gut / wie daß man Frewd' auß jhr empfindet?
    Lieb' ich ohn allen Zwang / wie kan ich schmertzen tragen?
Muß ich es thun / was hilfft's daß ich solch Trawren führ'?
Heb' ich es vngern an / wer dann befihlt es mir?
Thue ich es aber gern'/ vmb was hab' ich zu klagen?
    Ich wancke wie das Graß so von den kühlen Winden
Vmb Vesperzeit bald hin geneiget wird / bald her:
Ich walle wie ein Schiff das durch das wilde Meer
    Von Wellen vmbgejagt nicht kan zu Rande finden.
Ich weiß nicht was ich wil / ich wil nicht was ich weiß:
Im Sommer ist mir kalt / im Winter ist mir heiß. 

Francisci Petrarchae; Übersetzung Martin Opitz


Erschienen im Buch "Gedichte"
 ISBN: 3-15-000361-X 
Herausgeber: Philipp Reclam jun. 

Francesco Petrarch 1304 – 1374






















1 Kommentar:

  1. Immer gültige Worte, treffend damals wie heute.
    Was mich wieder auf den Punkt bringt... wir entdecken Penicillin, die Spaltbarkeit des Atoms und den Rand des Universums... aber unserem Inneren ein bißchen weniger Verwirrung angesichts unserer Gefühle einzubleuen... da stehen wir auf verlorenem Posten - im wundervollen, wie im irre machenden.

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