Freitag, 4. Februar 2011

Kubrick - Vierter Teil - Finale



Full Metal Jacket 1987. Ein Kriegsfilm, 30 Jahre nach Wege zum Ruhm. 2 Jahre nach Ende des Vietnamkrieges.
Könnt ihr euch noch erinnern welchen Schock, die Nachricht über das Massaker auslöste? Wobei es ja, weiss Gott, nicht das erste oder ein in seiner Grauenhaftigkeit besonders herausstechendes Massaker war, aber die Form der Nachrichten - Berichterstattung begann sich zu verändern, wurde akuter, direkter im Ton, bildreicher, scheinbar wahrer. So ein Scheiß! (Am Wassergraben Dokumentarfilm - DDR, 1978, Farbe, 16 min. Heynowski & Scheumann und The My Lai Tapes BBC4 http://www.bbc.co.uk/worldservice/documentaries/2008/04/080327_mylai_partone.shtml)
R. Lee Ermy as Gunnery Sergeant Hartman, war wirklich Drill Instruktor in Vietnam und hatte sich für die Rolle mit einem Video beworben, auf dem er einen Schwall Beschimpfungen herausbrüllte während Leute hinter der Kamera ihn mit Orangen und Tennisbällen bewarfen. Er brüllte ohne eine Reaktion auf die Wurfgeschosse zu zeigen, volle 15 Minuten in die Kamera und bekam den Part.
Eigentlich sind es zwei Filme, der über das Trainingscamp bis zum Tod von Gomer Pyle und der völlig anders strukturierte über die Geschehnisse während der Tet Offensive 1968. Der erste Teil fast klassisch hintereinander als gebundene noch sehr persönliche Geschichte, der zweite sprunghaft, hektisch, rhythmisch uneben - wie Krieg? Vincent D'onofrio spielt mitlerweile einen nervenden nervösen Detektiv in einer der tausenden Law and Order Serien, hier, noch sehr jung, circa 25, ist er ein riesiger dicklicher Teddybär, der sich unter Druck und Mobbing in ein Monster verwandelt, wie es sie in diesen Horror Filme gibt, wo harmloses Spielzeug nächtens mit spitzen Zähnen und ausgefahrenen Krallen auf schlafende Kinder losgeht.
Er und das Gesicht des vietnamesischen Scharfschützen, wenn man es, nach langer Zeit in der man nur seine Schüsse gesehen und gehört hat, endlich sieht und es ist dann das Gesicht einer zierlichen Vietnamesin, sehr zart und schön und schon fast tot.




Ich fand die zweite Hälfte zu absichtsvoll, zu schlau, um mich wirklich zu erwischen. Aber es war der letzte Kubrick von Kubrick, für mich. Denn danach folgte:
Eyes Wide Shut 1990 nach der Traumnovelle von Arthur Schnitzler. Ich hatte mich auf den Film gefreut, trotz der Tom Cruise Besetzung! Und dann? Habe ich mich gelangweilt! Unerotisch, hölzern gespielt, altersgeil, öde, was fällt mir noch ein? Prüde und lächerlich. Rade Sherbedgia als der Besitzer des Kostümvereihs ist ganz gut. Aber: Frau Kidman in Unterwäsche, durchgestylt bis in das möglicherweise existierende Geschlechtsteil (und ich verwende dieses unsinnliche Wort mit Absicht!), Tom Cruise und keine Action nirgendwo, was soll er tun, spielen, wie geht das, keine Ahnung, irgendwie gucken und nix falsch machen. SCHRECKLICH! SCHADE! SCHADE!


Guckt euch das an! Sex ohne Sex. Nackt aus Plastik. Dekadenz frisch angerichtet.


Und dann post mortem, Kubrick starb übrigens direkt nach der Endfertigung von Eyes Wide Shut, A.I., Artificial Intelligence oder auch der Film aus dem ich türenschlagend raus bin, als dann auch noch die Aliens aussahen als wären sie aus Bonbonmasse gefertigt. Kubrick hatte das Projekt 1995 an Spielberg übergeben, das Wort hat hier nicht ohne Grund eine Doppelbedeutung. Was für ein Schmalz. Niedlich. Anrührend. Süüüüüüüß!






Stanley Kubrick.
Clockwork Orange mit 17 gesehen ohne ein Wort zu verstehen, hat sicher einen großen Anteil an meiner, durch tausende enttäuschende und schlichtweg miese Filme, nicht zu tötenden Filmverliebtheit. Ich danke ihm dafür. Und für "We'll Meet Again" während Slim Pickens auf der Bombe gen Apocalypse reitet. Und für Kirk Douglas Gesicht, wenn er weiss, dass sie alle sterben werden, und den sinnlosen Angriff noch 5 Minuten herauszögert.
Und für William Karels Mockumentary: Kubrick, Nixon und der Mann im Mond, in der scheinbar bewiesen wird, dass die Mondlandung nie stattgefunden hat und von Kubrick im Auftrag der US Regierung unter strenger Geheimhaltung mit Regierungsmitarbeitern als Schauspielern inszeniert und gedreht wurde.

6 Kommentare:

  1. also ich muß mal den cruise hier verteidigen. der film ist scheiße weil kubrick ihn versaut hat. es ist ein blöder softporno und sämtliche schauspieler gucken ständig wie die frisch gevögelten eichhörnchen. cruise gibt sich mühe kann aber nur verlieren. der film ist wirklich grottig und überrascht durch seine sagen wirs ruhig peinliche altersgeilheit
    kubrick ist die sehnsucht der intelektuellen. er hat extrem unterschiedliche kluge und kritische filme gemacht und den letzten hat er wegen der sexualität versaut.
    ich finde tom cruise so zu beschreiben falsch. davon abgeasehen das es mir schon immer wichtig war das action gut gespielt ist (mission impossible 3!!!!!) und er in dem schrecklichen magnolia als einziger eine fundierte interessante und nicht nur auf emotionale reaktion ausgerichtete figur gespielt hat(oscarwürdig jaaaa meine ich) hat er auch noch überraschendes komödiantisches talent. Es ist ein kleiner mann und er macht manchmal zuviel weil er spürt das unsereins die messer wetzt. Aber er ist schauspielerisch eine ernsthafte seele im gegensatz zu manch anderer mogelpackung. Free your mind. Axel holst

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  2. ah nochwas mir ist aufgefallen das der sex bei olle kubrick eigentlich schon immer was steriles kaltes hatte deswegen auch nur selten und wenn dann satirisch überhöht vorkommt der letzte film konnte nur schiefgehen.
    aber für seine frühen filme muß man ihn verehren für die anderen sehr genau betrachten

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  3. Ich habe mich mit meinen Kommentaren bisher zurück gehalten, weil ich ahnte, dass "Eyes Wide Shut" am Schluss kommt, wie im wirklichen Leben des großen Stanley Kubrick.
    Die "Traumnovelle" gehörte zu den wenigen Büchlein, außer ein paar anderen wenigen und Zarathustra merkwürdiger Weise, die ich mir während meines selbstgewählten Pariser Exils kaufte. Gott sei Dank dauerte die Selbstkasteiung nicht länger als ein Jahr. Nur die Traumnovelle tröstete mich über diese unerfreuliche Zeit hinweg. Sie ließ mich nicht mehr los, im Gegensatz zu Nietzsches Zarathustra, die sich verflüchtigte. Die Traumnovelle begleitete mich auf Schritt und Tritt während meines Aufenthaltes in der Rue Vavin, wo nicht nur vor dem Haus, im Haus und in der Wohnung, Teile von Bertoluccis "Der letzte Tango in Paris" gedreht wurden. Dieser Film wurde deshalb mein zweiter Tröster, da ich Brando schon immer verehrte. Ich komme darauf nur, weil heute die wundersame Maria Schneider gestorben ist. Rest in peace.
    Einige Jahre später fragten mich P. Zadek, auch ihn habe Gott selig, ob ich nicht in den "Eyes Wide Shut" mit ihm und E. Plessen gehen wolle. Ich sagte trotz großer Skepsis zu: Zum ersten konnte und kann ich weder Tom Cruise noch Nicole Kidman leiden. Verstand beim besten Willen nicht, was den klugen Kubrick geritten hatte mit solchen dummen Leuten zu arbeiten. Zum zweiten hatte ich vorher viel Ungutes über die mühseligen Dreharbeiten gelesen. Wen wundert's? Und last but not least, dachte und denke ich, dass sich die Traumnovelle schwer filmisch umsetzen lässt, wenn man darin mehr sucht, als ohnehin drin steckt: Eine Geisterbahn durchs Unbewusste, mit der Freudschen Traumdeutung zum Helikon hinauf. Und diese Vermutung hat sich leider bewahrheitet.
    Kubrick suchte natürlich die zweite Ebene, wie Pasolini in den "120 Tagen von Sodom", der sie glücklicher Weise fand. Kubrick aber suchte und suchte, bei dem Ehepaar Cruise mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch und dem Scientology Dreck, suchte auch bei sich und suchte sonst wo und fand sie einfach nicht. Ein Desaster. Wo nichts ist, kann man auch nichts finden. Schnitzler hatte die zweite Ebene in seiner Novelle bereits kunstvoll eingewoben. Man musste nur zugreifen. Als ich deprimiert aus dem Kino kam, sagte ich: Ein Kubrick Desaster hat aber immer noch mehr Niveau, als das Gros der Filme, die uns vorgesetzt werden. Zadeck sah das auch so, obwohl er Schnitzler's Novelle nicht kannte. Und da Kubrick auch noch während des final cuts von "Eyes Wide Shut" das Zeitliche segnete, kam mir der Gedanke, dass er womöglich am gebrochenen Herzen gestorben war, wegen der missglückten Verfilmung dieses Juwels der Weltliteratur. Hinzu kam vielleicht auch noch, dass er über die Jahre eine Niederlage nach der anderen mit seinem eigentlichen Traumfilm "Napoleon" einstecken musste. Den hätte er viel lieber gemacht. Darum war er vielleicht nicht ganz bei der Sache. Das sind natürlich Spekulationen. Wie auch immer, Kubrick gehört zu den grössten Cineasten für mich. Seine Filme sind unsterblich. Ich mag sie alle, mit und ohne Fehler, bis eben auf seinen letzten, "Eyes Wide Shut". Diesen Film möchte ich nie wieder sehen. Schon das Bild allein, das man hier sieht, ärgert mich weil es mich an einen eklatanten Ausrutscher eines so großen Künstlers, den ich verehre und liebe, erinnert. Aber vielleicht hat Kirk Douglas auch Recht mit dem, was er einmal über Kubrick sagte...

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  4. Was Hat denn Kirk Douglas gesagt?

    Und natürlich ist Tom Cruise in Magnolia eine erstaunliche Erscheinung. Eigentlich immer, wenn er in die Richtung des hyperaktiven, durch Koks, Ehrgeiz oder oder bis zur Vibration Angespannten spielt, aber in Eyes Wide Shut? Da bleibe ich bei meinem Urteil, Verurteil.

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  5. mmmmhm ich finde er spielt erstaunlicherweise einen mann im stillstand, bewegungslos und gelähmt durch seinen vater, übertüncht durch aktivismus, es ist eine überraschend psychologisch ehrliche arbeit für einen erfolgreichen hollywoodschauspieler, geradehinzu arbeitsverweigerung. ich glaube in dem mann ähnlich wie bei micheal douglas eine große sehnsucht nach kritik an dem was er selber scheinbar verkörpert zu erkennen. ich habe mir den film (magnolia) an den entscheidenden stellen gestern nochmal reingezogen und stelle fest: mehr kann er nicht tun um vorurtele zu zerstören.
    tatsächlich habe ich auch festgestellt, das kubrick sexuelle spannung nicht inszeniert hat. Für Lolita denke ich ein glück denn er kommt dadurch den dingen auf die spur und verliert saeinern satirischen blick nicht bei clockwork orange ein großes manko des films. erstaunlich ich hatte nie darüber nachgedacht aber unser heroe konnte an schnitzler nur scheitern.

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  6. Kirk Douglas hat gesagt: Der Kubrick ist ein talentiertes Stück Scheiße.

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